US-Schauspieler Ray Liotta
AP/Invision/Vianney Le Caer
1954–2022

Schauspieler Ray Liotta gestorben

Der US-Schauspieler Ray Liotta ist tot. Der Filmstar, der vor allem durch seine Rollen im Mafia-Film „Goodfellas“ und dem Baseballdrama „Feld der Träume“ Bekanntheit erlangte, starb im Alter von 67 Jahren, wie sein Agent heute bestätigte. Liotta hielt sich zum Zeitpunkt seines Todes für Dreharbeiten in der Dominikanischen Republik auf.

Liotta gehörte zu jenen Schauspielern, deren Gesicht man, einmal gesehen, kaum wieder vergessen kann. Und Möglichkeiten, Liotta auf der Leinwand beziehungsweise dem Fernsehbildschirm zu sehen, gab es viele. In mehr als 60 Produktionen wirkte der 1954 in New Jersey geborene Schauspieler mit.

Seinen klingenden Nachnamen verdankt Liotta seinen schottisch-italienischen Adoptiveltern, die ihn im Alter von sechs Monaten zu sich nahmen. Dass der Mann mit dem kantigem Kinn Schauspieler wurde, war wiederum einem seiner Lehrer geschuldet. Im letzten Schuljahr fragte ihn der Theaterlehrer der Schule, ob Liotta nicht in einem Theaterstück mitwirken wolle – und legte damit den Grundstein für dessen Karriere.

Von der Seifenoper zum Mafia-Epos

Nach dem Schulabschluss studierte Liotta in Miami Schauspiel. Mit 24 bekam er seine erste größere Rolle – in der Seifenoper „Another World“. Acht Jahre später hatte er das erste Mal auf der großen Leinwand Erfolg. In „Something Wild“ verkörperte er Melanie Griffiths eben aus dem Gefängnis entlassenen Ehemann. Die Rolle brachte ihm eine Golden-Globe-Nominierung ein. Wenige Jahre später bekam er die Rolle des Geistes von Shoeless Joe Jackson an der Seite von Kevin Costner in „Feld der Träume“.

Filmszene aus „The Son of No One“
AP/Danny Moloshok
Liottas Karriere umfasst über drei Jahrzehnte und mehr als 60 Filme und Serien

Seine ikonischste Rolle, die des Mafioso Henry Hill in Martin Scorseses „Goodfellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“, folgte ein Jahr darauf. Allerdings mussten er und Scorsese dafür viele Hürden überwinden. Mehrfach musste Liotta vorsprechen und Scorsese das Studio geradezu beknien, den noch immer relativ Unbekannten zu besetzen.

„Die meisten Zuschauer mögen ihn dafür“

„Goodfellas“ wurde zu Liottas größtem Erfolg und der damals 36-Jährige damit einem ganz großen Publikum bekannt. „Die Sache mit dem Film ist die, dass Henry Hill keine so harte Figur ist“, sagte Liotta 2012 über seine Rolle in einem Interview. „Es sind wirklich die anderen Typen, die die eigentlichen Morde begehen. Die eine körperliche Sache, die er tut, als er den Kerl verfolgt, der Karen verfolgt hat – wissen Sie, die meisten Zuschauer mögen ihn dafür.“

Im selben Interview staunte er darüber, wie „Goodfellas“ ein „Eigenleben“ entwickelt habe und im Laufe der Zeit nur noch gewachsen sei. „Die Leute sehen sich den Film immer wieder an und reagieren immer noch darauf, und verschiedene Altersgruppen kommen auf mich zu, sogar heute noch kommen Teenager auf mich zu und stellen eine emotionale Verbindung zu dem Film her“, sagte er.

Es blieb allerdings Liottas erste und einzige Zusammenarbeit mit Scorsese. In den folgenden Jahren war er vor allem in Actionfilmen wie „Flucht aus Absolom“ (1994) und „Turbulence“ (1997) zu sehen. Er übernahm aber auch Nebenrollen in erfolgreichen Produktionen wie „Cop Land“, „Hannibal“ und „Identität“.

Sylvester Stallone, James Mangold und Ray Liotta
Reuters
An der Seite von Sylvester Stallone war Liotta in „Cop Land“ zu sehen

Auch in den kommenden Jahren waren es vor allem Nebenrollen, die Liottas Arbeiten prägten. Sei es in der verblödelten Abenteurkomödie „Born to be Wild – Saumäßig unterwegs“ mit Tim Allen oder dem Krimi „Killing Them Softly“ an der Seite von Brad Pitt.

Emmy für Gastauftritt in „Emergency Room“

2004 spielte er in der Krankenhausserie „Emergency Room – Die Notaufnahme“ einen todkranken Alkoholiker und ehemaligen Betrüger – und wurde dafür im Jahr darauf mit einem Emmy ausgezeichnet. Auf der Leinwand war Liotta bis zuletzt in zahlreichen Nebenrollen zu sehen.

 Andrew Dominik, Brad Pitt, Ray Liotta und Gustave Kervern
Reuters
Liotta spielte im Laufe seiner Karriere an der Seite zahlreicher Hollywood-Größen

Ende der Neunzigerjahre wurde Liotta auch eine Rolle in „Die Sopranos“ angeboten. Doch der Schauspieler lehnte ab, weil er „nicht noch eine Mafia-Sache machen“ wollte und gerade für „Hannibal“ vor der Kamera stand. „Es fühlte sich zu der Zeit einfach nicht richtig an“, sagte er gegenüber dem „Guardian“. Vor Kurzem fand er aber doch noch seinen Weg in die Welt der italo-amerikanischen Mafia-Familie. In der 2021 erschienen Sopranos-Vorgeschichte „The Many Saints of Newark“ übernahm er eine Nebenrolle.

Filmszene aus „Hanna“
AP/Amazon Prime Video/Christopher Raphael
Die Actionserie „Hanna“ zählt zu Liottas letzten Projekten

Im selben Jahr war Liotta auch in einer Hauptrolle in der dritten Staffel der Amazon-Prime-Serie „Hannah“ zu sehen. Zuletzt wirkte Liotta in der Thrillerserie „Black Bird“ mit, die im Juli im Streamingsdienst von Apple starten soll. Er wird auch noch im Thriller „Cocaine Bear“ unter der Regie von Elizabeth Banks zu sehen sein, der kommendes Jahr in die Kinos soll.

Trauer in Kollegenschaft

In Reaktion auf die Nachricht von Liottas Tod twitterte Lorraine Bracco, die mit ihm in „Goodfellas“ spielte: Sie sei „völlig erschüttert, diese schreckliche Nachricht über meinen Ray zu hören. Ich kann überall auf der Welt sein, und die Leute kommen auf mich zu und sagen mir, dass ihr Lieblingsfilm ‚Goodfellas‘ ist. Dann fragen sie immer, was das Beste am Dreh dieses Films war. Meine Antwort ist immer die gleiche: Ray Liotta.“

Alessandro Nivola, der mit Liotta in „The Many Saints of Newark“ zusammenarbeitete, schrieb: „Ich fühle mich so glücklich, gegen diese Legende in einer seiner letzten Rollen angetreten zu sein. Die Szenen, die wir zusammen gedreht haben, gehören zu den Höhepunkten meiner Schauspielkarriere. Er war gefährlich, unberechenbar, witzig und großzügig mit seinem Lob für andere Schauspieler. Zu früh.“