Sondersteuern in Ungarn: Heimische Firmen warten auf Details

Nach der Ankündigung der ungarischen Regierung gestern, ausländische Firmen bestimmter Branchen mit Sondersteuern zu belegen, weil sie „Extraprofite“ erwirtschaften würden, hat für österreichische Unternehmen heute noch Unklarheit geherrscht, wie sie betroffen sein werden. Man warte noch auf die konkrete Ausgestaltung des Plans, hieß es aus mehreren in Ungarn engagierten Firmen. Die Maßnahme soll in den nächsten Tagen als Verordnung erscheinen.

Betroffen sind Banken, Versicherungen, Energieunternehmen, Handelsketten, Telekom-Unternehmen, Fluggesellschaften, Pharmaunternehmen und die Werbewirtschaft, erklärte Wirtschaftsentwicklungsminister Marton Nagy gestern bei einer Pressekonferenz in Budapest. Die genannten Branchen würden „Extraprofite“ erwirtschaften, fügte der Minister hinzu. Das Vorgehen dürfte in der EU nicht auf Gegenliebe stoßen.

Ungarn erwartet über zwei Milliarden Euro Einnahmen

Die Sondersteuern würden heuer und im nächsten Jahr abzuführen sein. Die Regierung des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban erwarte sich dadurch Einnahmen in Höhe von 800 Milliarden Forint (2,1 Mrd. Euro). Allein 300 Milliarden Forint würden auf die Banken entfallen. Aus Österreich sind etwa die Erste Group und Raiffeisen als Banken in Ungarn aktiv (wie auch die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit), auf der Versicherungsseite die Vienna Insurance Group (VIG), im Handelsbereich Spar.

Sowohl Erste als auch OMV wollten am Freitag noch abwarten, was nun konkret auf sie zukomme. So ist es etwa offen, ob Banken nach Marktanteilen oder Bilanzsumme extra zur Kassa gebeten werden könnten.