Neues Denkmal in Estland erinnert an Kreml-Flug von Rust

In Estland erinnert ein neues Denkmal an den berühmten Kreml-Flug des deutschen Freizeitpiloten Mathias Rust vor 35 Jahren. Im Park eines Gutshauses im Nordosten des baltischen EU-Landes wurde gestern eine symbolische 24 Meter lange Landebahn aus schwarzem Betonstein mit einer Gedenktafel enthüllt. Darauf ist in vier Sprachen die Geschichte der damaligen Weltsensation nachzulesen.

Inmitten des Kalten Krieges hatte Rust mit einem einmotorigen Kleinflugzeug ungehindert die Grenzen der Sowjetunion überquert. Er landete am 28. Mai 1987 in der Nähe des Roten Platz in Moskau – nur ein paar Meter vom Kreml entfernt. Die spektakuläre Aktion des damals 18-Jährigen aus der Nähe von Hamburg stellte nicht nur die scheinbar unüberwindbare Luftabwehr der Sowjetunion, sondern auch die Weltmacht als Ganzes bloß.

„Dieser Flug durch den Eisernen Vorhang gab dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Estlands einen zusätzlichen Schub“, sagte der estnische Gutshausbesitzer und Denkmalinitiator Tönis Kaasik dem Boulevardblatt „Öhtuleht“. Die Aktion habe die Geschichte verändert.

Für Rust Friedensmission

In den sowjetischen Luftraum eingedrungen war Rust bei seinem Flug vor 35 Jahren in der Nähe des Seeturms des direkt an der nordestnischen Küste gelegenen Gutshauss. Dort war damals ein Beobachtungsposten der sowjetischen Grenztruppen untergebracht, den Rust mit seiner Cessna überflog. Daran erinnerte bei der Enthüllung des Denkmals auch ein estnischer Pilot mit einem Gedenkflug in einem ähnlichen Flugzeug.

Rust schilderte den bis heute von Mythen und Spekulationen umrankten Flug mit der gemieteten Cessna als Friedensmission. Wegen illegalen Grenzübertritts und Rowdytums wurde er zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Er verbrachte seine Zeit in einem Gefängnis in Moskau und wurde bereits im Sommer 1988 begnadigt. Sein Flugzeug ist derzeit in einer Sonderausstellung in Berlin zu sehen.