Nur fünf Wochen nach der Präsidentschaftswahl ist Frankreich wieder im Wahlkampfmodus: Heute startete offiziell der Wahlkampf für die Parlamentswahl in zwei Wochen. Insgesamt treten am 12. Juni 6.300 Frauen und Männer für die 577 Sitze der Nationalversammlung an. Die Regierung kann damit rechnen, ihre Mehrheit im Parlament zu behalten.
Seit heute dürfen vor den Wahlbüros Plakate der Kandidaten und Kandidatinnen für die Parlamentswahl geklebt werden. Die Medien müssen jeweils alle Kandidaten eines Wahlkreises erwähnen, wenn sie über einen von ihnen berichten.
Breites Wahlbündnis
Bei der Wahl treten etwa ein Fünftel weniger Kandidaten an als bei der vorigen Parlamentswahl 2017. Das erklärt sich vor allem durch das breite Wahlbündnis NUPES, das die Linkspopulisten von La France insoumise (Unbeugsames Frankreich) unter der Leitung von Jean-Luc Melenchon mit den Sozialisten (PS), Grünen (EELV) und Kommunisten (PCF) geschlossen haben.
Dieses stellt vielerorts zusammen nur einen Kandidaten auf. Im Schnitt gibt es pro Wahlkreis elf Kandidaten oder Kandidatinnen. Knapp 56 Prozent der Bewerber sind Männer.
Bei der Wahl treten 15 Regierungsmitglieder an, unter ihnen auch Premierministerin Elisabeth Borne und der mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierte Solidaritätsminister Damien Abad. Im Fall einer Niederlage in ihrem Wahlkreis müssen sie nach einer ungeschriebenen Regel ihren Posten im Kabinett aufgeben.
Im Fall ihres Wahlsieges übernimmt üblicherweise ein Vertreter den Sitz in der Nationalversammlung. Falls sie vorzeitig aus der Regierung ausscheiden, können sie Abgeordnete bleiben.
Laut mehreren Umfragen wird die Regierungsmehrheit von Präsident Emmanuel Macron ihre Position behalten. Sie könnte auf 290 bis 330 Sitze kommen, wobei 289 für die absolute Mehrheit nötig sind. NUPES liegt nach der Umfrage bei 160 bis 195 Sitzen. Die konservativen Republikaner und der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) kommen jeweils auf 20 bis 65 Sitze.