Schriftsteller Boris Pahor 108-jährig gestorben

Der der slowenischen Minderheit zugehörige italienische Schriftsteller Boris Pahor ist im Alter von 108 Jahren gestorben. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Der in Triest geborene Literat war noch im Zeitalter der Habsburger im Jahr 1913 zur Welt gekommen.

der italienische Schriftsteller Boris Pahor
APA/AFP/Giuseppe Cacace

Pahor, der in dem Triester Vorort Prosecco lebte, gilt als der international bekannteste Vertreter der kritischen slowenischen Gegenwartsliteratur. Nach dem Anschluss Triests an Italien 1918 musste Pahor 1920 mit ansehen, wie die Faschisten das slowenische Kulturhaus (Narodni Dom) anzündeten. Nach dem Besuch der slowenischen Volksschule war ihm der Gebrauch der Muttersprache unter dem faschistischen Diktator Benito Mussolini verboten.

In vier KZs interniert

Pahor besuchte das Gymnasium in Koper und das Priesterseminar in Gorica (Gorizia, Görz), wo er zwei Jahre lang Theologie studierte. Er war während des Zweiten Weltkrieges in vier NS-Konzentrationslagern interniert. Seine damaligen Erlebnisse hat er in dem von Literaturkritikern hochgelobten Werk „Nekropolis“ verarbeitet.

Zu seinen Werken, die in deutscher Übersetzung vorliegen, zählen „Villa am See“, „Die Verdunkelung“, „Nomaden ohne Oase“, „Im Labyrinth“ und „Geheime Sprachgeschenke“.

Über viele Jahre war er Herausgeber der Zeitschrift „Zaliv“ („Die Bucht“). 2004 begann der Kitab-Verlag in Klagenfurt mit der systematischen Herausgabe seines Werkes in deutscher Übersetzung. Novellen wurden auch ins Ungarische und Serbokroatische übersetzt. 2010 wurde er mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.

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