Investoren stufen Russland als säumigen Zahler ein

Russland gilt in der Finanzwelt als säumiger Zahler. Weil das Land Verzugszinsen auf eine verzögerte Rückzahlung von Staatsanleihen nicht beglichen habe, sei ein „Failure to Pay Credit Event“ eingetreten, teilte das Investorenkomitee CDDC heute mit. Dadurch können Käufer von Zahlungsausfallversicherungen ihren Schaden bei Anbietern dieser Credit Default Swaps (CDS) geltend machen.

Im konkreten Fall ging es um ein Volumen von 1,9 Millionen Dollar. Russland, das wegen westlicher Sanktionen als Reaktion auf den Einmarsch in die Ukraine nur eingeschränkt Devisengeschäfte tätigen kann, hatte einen Anfang April fälligen Bond erst kurz vor Ablauf der Nachfrist am 2. Mai zurückgezahlt.

Da die genannten Verzugszinsen darin nicht enthalten waren, hatten Gläubiger den Fall dem CDDC vorgelegt. Das Gremium will die Causa Russland den Angaben zufolge am Montag erneut erörtern.

Weitere Zahlungsausfälle erwartet

Einige Investoren bezeichnen weitere Zahlungsausfälle Russlands als unvermeidlich, da eine Ausnahmeregelung der USA, die dem Land die Bedienung seiner Auslandsschulden ermöglichte, Ende Mai ausgelaufen ist. Das Volumen russischer Fremdwährungsanleihen beläuft sich auf etwa 40 Milliarden Dollar.

Knapp zwei Milliarden Dollar sind bis Jahresende in Form von Zinsen und Rückzahlungen fällig. Der nächste Termin ist am 23. Juni, wenn Zinsen in Höhe von 235 Millionen Dollar überwiesen werden müssen. Berechnungen der Bank JPMorgan zufolge sind derzeit CDS auf russische Anleihen im Volumen von 2,54 Milliarden Dollar im Umlauf.

Russland verfügte kurz vor Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine über Devisen- und Goldreserven von knapp 650 Milliarden Dollar. Außerdem verdient es mit Rohstoffexporten weiterhin jede Woche Milliarden.