Amber Heard beim Verlassen des Gerichtsgebäudes
Reuters/Tom Brenner
Über zehn Mio. an Depp

Jury entscheidet großteils gegen Heard

Unter großer medialer Aufmerksamkeit ist am Mittwoch das Urteil im Prozess zwischen US-Schauspielerin Amber Heard und ihrem Ex-Mann Johnny Depp verkündet worden. Die Geschworenen sprachen Heard der Verleumdung schuldig. Sie muss Depp über zehn Millionen Dollar Schadenersatz zahlen. Aber auch Heard gab die Jury – zumindest in einem Punkt – mit ihrer Gegenklage recht.

Depp, der 58-jährige „Fluch der Karibik“-Star, hatte Heard auf 50 Millionen Dollar geklagt. Er warf der 36-jährigen Schauspielerin vor, sie habe ihn verleumdet, als sie sich in einem Zeitungsartikel als „öffentliche Figur, der häusliche Gewalt widerfahren ist“, bezeichnet hatte. Das habe seiner Karriere schwer geschadet. Die Geschworenen gaben dem US-Schauspieler recht.

Heard müsse ihrem Ex-Mann 15 Millionen Dollar (14 Mio. Euro) Schadenersatz zahlen, lautete ihr Urteil. Fünf Millionen davon entfallen auf einen „Strafschadenersatz“. Da dieser im US-Bundesstaat Virginia aber nur maximal 350.000 Dollar betragen darf, setzte die Richterin die Gesamtsumme auf 10,35 Mio. Dollar herab.

Zugleich wies die Jury einen Großteil der Vorwürfe zurück, die Heard in einer Gegenklage gegen Depp erhoben hatte. Die Geschworenen befanden allerdings, dass Heard durch Äußerungen von Depps Anwalt Adam Waldman gegenüber der „Daily Mail“ ebenfalls verleumdet worden war. Waldman hatte ihre Missbrauchsvorwürfe als „Schwindel“ („Hoax“) bezeichnet. Dafür muss Depp Heard zwei Millionen Dollar Schadenersatz zahlen.

Amber Heard bei der Urteilsverkündung
AP/Court TV
Anders als Depp war Heard persönlich zur Urteilsverkündung erschienen

Depp blieb Gericht fern

Heard verfolgte die Urteilsverkündung ganz in Schwarz gekleidet vor Gericht, Depp zeigte sich nicht. Vor dem Gericht hatten sich zahlreiche Schaulustige und Fans vor allem von Depp versammelt, die nach dem Urteil in Jubel ausbrachen und „Johnny, Johnny“ riefen. In einem kurzen schriftlichen Statement hieß es von Depp: „Die Jury hat mir mein Leben zurückgegeben. Ich bin wirklich demütig.“

Heard äußerte sich kurz nach dem Urteil auf Twitter. Sie sei zutiefst enttäuscht, dass auch der „Berg an Beweisen“ nicht ausgereicht habe, um gegen die „unverhältnismäßige Macht und den Einfluss“ von Depp zu bestehen. Für Frauen sei das Urteil „ein Rückschlag“. Es drehe die Uhr zurück in eine Zeit, in der Frauen, die öffentlich ihre Meinung äußerten, beleidigt und gedemütigt werden konnten, so Heard.

Sechs Wochen langer Prozess live übertragen

Dem Urteil war ein medial intensiv kommentierter Prozess vorausgegangen. In dem über Kameras per Livestream in alle Welt verbreiteten Verfahren hatten sich Depp und Heard gegenseitig mit schweren Vorwürfen überzogen. In ihren Abschlussplädoyers hatten die Anwälte beider Seiten dann noch einmal heftige Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt, Lügen und Drogenexzessen vorgebracht.

Johnny Depp
AP/Evelyn Hockstein
Depp warf Heard vor, seiner Karriere mit falschen Anschuldigungen geschadet zu haben

Schon von Beginn an war die öffentliche Meinung schnell in eine Richtung gekippt. In sozialen Netzwerken wurde zumeist Depp als Opfer dargestellt, während über Heard der Stab gebrochen wurde. Auch vor dem Gerichtsgebäude zeigte sich in den vergangenen Wochen ein ähnliches Bild. So brach lauter Jubel aus, wenn Depp vor dem Gericht vorfuhr. Strahlend winkte der „Fluch der Karibik“-Star seinen Hunderten Anhängern aus dem dunklen SUV zu. Deutlich weniger Fans feuerten hingegen die „Aquaman“-Schauspielerin Heard auf ihrem Weg ins Gericht an.

Stars im Zeugenstand

Dutzende Zeugen kamen in dem Prozess zu Wort, Assistenten der Schauspieler, Psychologen, Polizisten, Finanzberater und Filmexperten. Auch Promis sagten aus, darunter das Supermodel Kate Moss und die Schauspielerin Ellen Barkin. Auf der langen Zeugenliste der Verteidiger standen auch Tesla-Chef Elon Musk, ein Ex-Freund von Heard und der Schauspielkollege James Franco – doch keiner der beiden sagte am Ende aus.

Depp und Heard hatten sich 2009 bei den Dreharbeiten zu dem gemeinsamen Film „The Rum Diary“ kennengelernt. Ihre Romanze begann 2011 auf einer Werbetour für den Film, nach Depps Trennung von seiner langjährigen Partnerin, der französischen Schauspielerin Vanessa Paradis, mit der er zwei Kinder hat. 2015 heirateten Depp und Heard, doch nach nur 15 Monaten Ehe reichte die Schauspielerin die Scheidung ein – nach Vorwürfen von häuslicher Gewalt.

Vor zwei Jahren hatte Depp in London mit einer Klage gegen die Boulevardzeitung „Sun“ eine Niederlage einstecken müssen. Es ging um einen Artikel, in dem behauptet wurde, Depp habe als Frauenschläger („wife beater“) Heard körperlich misshandelt. Nach einem Prozess mit heftigen Vorwürfen wies der High Court die Klage am Ende ab. Die Mehrheit der in der Zeitung erwähnten Vorwürfe habe sich als wahr erwiesen, stellten die Richter in ihrem Urteil fest.