Mit großem Widerwillen werde sie nicht an der Zeremonie teilnehmen, nachdem sie bei den Feierlichkeiten am Donnerstag „Beschwerden“ verspürt habe, hieß es vom Palast. Die 96 Jahre alte Monarchin hatte zuletzt immer wieder „Mobilitätsprobleme“ und benutzt bei ihren seltenen öffentlichen Auftritten einen Stock. Nicht am Gottesdienst teilnehmen wird der zweitälteste Queen-Sohn Prinz Andrew. Der 62-Jährige hat sich mit dem Coronavirus infiziert, wie der Palast mitteilte.
Zu Ehren der Königin wird am Freitag auch die größte Glocke des Landes namens „Great Paul“ erklingen – zum ersten Mal wegen eines royalen Anlasses. Die 1882 gebaute Glocke war jahrzehntelang stumm, weil ein Mechanismus kaputt war. 2021 wurde sie wiederhergestellt.
Queen genoss „Trooping the Colour“
Am Donnerstag hatte die Königin die Parade „Trooping the Colour“ anlässlich ihres 96 Geburtstags im April und ihres 70. Thronjubiläums jedenfalls genossen, hielt der Palast am späten Abend fest. Die Monarchin erschien in einem Mantel in hellem Taubenblau mit weißen Verzierungen und passendem Hut, um sich die Militärparade anzuschauen. Zehntausende Menschen rund um den Buckingham-Palast jubelten ihr bei strahlendem Sonnenschein zu.
Die Teilnahme auf dem Balkon war in diesem Jahr auf die für das Königshaus arbeitenden Familienmitglieder beschränkt. Deshalb waren weder Prinz Andrew, der wegen Missbrauchsvorwürfen in Verruf geratene zweitälteste Sohn der Queen, noch ihr Enkel Prinz Harry und dessen Frau Herzogin Meghan auf dem Balkon anwesend. Harry und Meghan hatten ihre royalen Pflichten mit ihrem Umzug in die USA aufgegeben.

Prinz Andrew wird auch die weiteren Jubiläumsfeiern versäumen, weil er am Donnerstag auf das Coronavirus positiv getestet wurde. Harry und Meghan nahmen allerdings überraschenderweise am Auftakt der Feierlichkeiten gemeinsam mit anderen Royals teil. Das Paar werde Mitglieder der königlichen Familie zur traditionellen Geburtstagsparade begleiten, hatte der Palast in der Nacht auf Donnerstag mitgeteilt.
Charles nahm Parade ab
Mit „Trooping the Colour“ begannen die offiziellen Feiern. Thronfolger Prinz Charles nahm in Vertretung seiner Mutter die Militärschau auf dem Gelände Horse Guards Parade ab. An seiner Seite waren sein Sohn Prinz William und seine Schwester Prinzessin Anne. Bei strahlendem Sonnenschein marschierten mehr als 1.200 Offiziere und Soldaten in roten Galauniformen und den berühmten Bärenfellmützen auf, Hunderte Militärmusiker spielten zu Ehren der Monarchin.
„Trooping the Colour" zum 70. Thronjubiläum
Mit der traditionellen Parade „Trooping the Colour" haben die offiziellen Feiern zum 70. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. begonnen. Bei strahlendem Sonnenschein marschierten mehr als 1.200 Offiziere und Soldaten in roten Galauniformen und den berühmten Bärenfellmützen auf, Hunderte Militärmusiker spielten zu Ehren der Monarchin. Die Queen erschien in Begleitung des Duke of Kent auf dem Balkon des Palastes.
Weitere Mitglieder der Royals legten die kurze Strecke vom Stadtschloss mit Kutschen zurück, darunter die Ehefrauen von Charles und William, Herzogin Camilla und Herzogin Kate, sowie Harry und Meghan.

Festnahme auf The Mall
Kurz vor Beginn der Militärparade störten mindestens vier Menschen den Aufmarsch der Soldaten. Drei Männer rannten am Donnerstag auf den Prachtboulevard The Mall und warfen sich vor einer Militärkapelle auf den Boden, wie im Fernsehsender Sky News zu sehen war.
Ein weiterer Mann lief einige Meter vor den Soldaten und hielt einen Zettel in die Höhe. Was darauf stand, ist nicht bekannt. Polizisten rannten herbei und zerrten die Störenden weg, von denen einer eine nachgemachte Krone trug. Die Männer wurden festgenommen.
Störaktion vor Parade in London zum Jubiläum
Kurz vor Beginn der Militärparade zu Ehren des 70. Thronjubiläums von Queen Elizabeth II. in London haben mehrere Personen den Aufmarsch der Soldaten gestört. Drei Männer rannten auf den Prachtboulevard The Mall und warfen sich vor einer Militärkapelle auf den Boden. Polizisten rannten herbei und zerrten die Störer weg.
Erstes Bataillon der Irish Guards im Mittelpunkt
„Trooping the Colour“ findet seit 1748 als Geburtstagsparade für das Staatsoberhaupt statt. Dabei marschiert zu Ehren der Monarchin die Household Division auf, die königliche Leibgarde. Jedes Jahr werden die Farben – die „Colours“ – eines der Regimenter paradiert, daher der Name. In diesem Jahr steht das erste Bataillon der Irish Guards im Mittelpunkt. Erst vor Kurzem hatte William als royaler Schirmherr – Colonel of the Regiment – der Einheit eine neue Flagge übergeben. Maskottchen der 1900 gegründeten Irish Guards ist ein Irischer Wolfshund, der ebenfalls an der Parade teilnahm.
Die Queen hat am 21. April Geburtstag. Wegen des meist besseren Wetters hält sie aber an der von ihrem Urgroßvater König Edward VII. begründeten Tradition fest, die Parade in einem wärmeren Monat abzuhalten.

Offizielles Jubiläumsporträt enthüllt
Der Palast veröffentlichte auch das offizielle Jubiläumsporträt von Elizabeth II. Darauf sitzt die Königin in einem taubenblauen Mantel, die Hände ruhen in ihrem Schoß. Das Bild wurde vor knapp einer Woche von Ranald Mackechnie, der die Queen und andere Royals bereits in der Vergangenheit fotografiert hatte, in ihrer Residenz Schloss Windsor aufgenommen. Durch das Fenster hinter der Königin sind der markante runde Turm sowie die Statue von König Charles II. zu sehen.
Royale Hunde, Münzen und Stonehenge
Neben den traditionellen Feierlichkeiten zollen die Britinnen und Briten der Monarchin aber auch auf eine besonders originelle Art Tribut: So ist etwa pünktlich zum 70. Thronjubiläum wieder das Interesse an der liebsten Hunderasse der Queen gestiegen. 2021 wurden landesweit 1.223 Welpen der Rasse Pembroke Welsh Corgi registriert – so viele wie seit fast 30 Jahren nicht mehr, wie der Dachverband der britischen Hundezüchtervereine, The Kennel Club, am Montag mitteilte.
Mit ihrer größten je hergestellten Münze würdigt auch die britische Münzprägeanstalt Royal Mint das Thronjubiläum der Queen. Die 15 Kilogramm schwere Münze hat einen Wert von 15.000 Pfund (17.600 Euro) und 220 Millimeter Durchmesser. Sie sei von einem privaten britischen Sammler in Auftrag gegeben worden, der anonym bleiben wolle, teilte die Royal Mint in Llantrisant in Südwales mit.
Und auch am Land, abseits des Städtetrubels, kommt man an den Feierlichkeiten aktuell nicht vorbei: Als „magische Verschmelzung von Geschichte und Prunk“ bezeichnete etwa die „Daily Mail“ die Projektionen der Queen, die zurzeit die Steine der bekannten Sehenswürdigkeit Stonehenge schmücken.

Feiern gegen den Monarchieverdruss
Hinter all den Attraktionen verbirgt sich laut „Washington Post“ aber auch eine andere Intention des Königshauses: Man wolle zeigen, dass die königliche Familie mit der Zeit Schritt gehalten habe – und vergangene Skandale ihrer Popularität nicht geschadet haben.

Gerade bei jüngeren Menschen zeichnet sich in Umfragen eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Monarchie ab. Eine YouGov-Umfrage für die Kampagnenorganisation Republic ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten kein Interesse an dem Jubiläum hat. „Das mangelnde Interesse im ganzen Land und in allen Altersgruppen unter 65 Jahren zeigt, dass die Zukunft der Monarchie ernsthaft infrage steht“, so Graham Smith von Republic.

Queen als Garantin für Stabilität
„Während das Vereinigte Königreich sein 70-jähriges Thronjubiläum feiert, ist Königin Elisabeth II. zum Grundpfeiler in der Architektur des Landes geworden, zu einem soliden und unverrückbaren Teil, der das Selbstbild des Landes aufrechterhält“, kommentierte die BBC kürzlich die große Beliebtheit der Queen. Während ihrer sieben Jahrzehnte auf dem Thron galt sie als Symbol der Stabilität, gerade dann, wenn Großbritannien soziale, wirtschaftliche und politische Veränderungen erlebte – einschließlich des Endes des Britischen Empires.
Wie sieht die Zukunft unter Charles aus?
Zunehmende Sorge bereitet jedoch die gesundheitliche Verfassung der Regentin. Die 96-Jährige hatte zuletzt aus gesundheitlichen Gründen immer wieder Termine abgesagt – wegen „episodischen Mobilitätsproblemen“, wie es der Buckingham Palace nennt. Über ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten werde erst am Tag der Veranstaltung selbst entschieden, teilten die königlichen Beamten mit. Zuletzt war sie etwa der feierlichen Parlamentseröffnung mit der „Queen’s Speech“ ferngeblieben.
Die Frage für das Haus Windsor sei nun, ob die Öffentlichkeit ihre Liebe zur Königin auch auf ihren Sohn und Erben, Prinz Charles, übertragen werde, wenn die Zeit gekommen sei, so die „Washington Post“. Als einzige Monarchin, die die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens kennengelernt haben, sei Queen Elizabeth II. zum Synonym für die Monarchie selbst geworden.