Großbritannien und Frankreich haben einer Berechnung des „Guardian“ zufolge bisher proportional deutlich weniger ukrainische Flüchtlinge aufgenommen als andere europäische Länder.
Mit 65.700 Geflüchteten nahm Großbritannien bis Ende Mai etwa zehn Menschen pro 10.000 Einwohner auf, wie die Zeitung heute berichtete. Frankreich lag mit etwa neun Flüchtlingen pro 10.000 Einwohner auf einem ähnlich niedrigen Niveau.
Allerdings deuteten Zahlen von einzelnen französischen Präfekturen darauf hin, dass die Gesamtzahl mittlerweile höher liegen könnte, als die aktuellsten offiziellen Zahlen besagen, hieß es. Für Deutschland errechnete der „Guardian“ eine Quote von 87 ukrainischen Flüchtlingen pro 10.000 Einwohner – mit Stand vom 11. Mai. Spitzenreiter ist Polen mit 957 Kriegsflüchtlingen auf 10.000 Polinnen und Polen.
GB: Mehr als 120.000 Visa
Anders als in anderen Ländern müssen Ukrainerinnen und Ukrainer vor ihrer Ankunft in Großbritannien Visa beantragen. Das britische Innenministerium verwies darauf, das eigene Visaprogramm sei unter den „größten und schnellsten“ der britischen Geschichte.
Mittlerweile seien mehr als 120.000 Visa ausgestellt worden, und der Prozess beschleunige sich Tag für Tag. Die große Differenz der Zahlen rührt daher, dass nicht alle Antragsteller bereits in Großbritannien sind.
Einem Bericht des „Observer“ zufolge entscheiden sich viele Menschen aus der Ukraine um – unter anderem wegen erheblicher und vielfach kritisierter Verzögerungen bei der Abwicklung. Dem UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) zufolge haben seit Ausbruch des Krieges rund sieben Millionen Menschen ihre Heimat in der Ukraine in Richtung anderer europäischer Länder verlassen.