Ein französischer Bauer blickt auf ein Feld, das gerade bewässert wird
APA/AFP/Denis Charlet
Wasser wird rationiert

Frankreich leidet unter Trockenheit

Noch ist der Sommer nicht da, doch schon jagt in Frankreich ein Hitzerekord den nächsten. Seit Wochen bereiten sich die Landwirtinnen und Landwirte auf die Dürre vor. In 29 von 101 Departements wird das Wasser rationiert. Wegen der starken Trockenheit musste sogar ein Atomkraftwerk seine Produktion drosseln.

Schon im vorigen Monat erreichte die erste Hitzewelle des Jahres Teile Frankreichs. Mit einer Durchschnittstemperatur von 17,8 Grad war der Mai der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Im Süden kletterte das Thermometer etwa auf das höchste Niveau seit 1945, so der französische Wetterdienst Meteo France. Die höchste Temperatur wurde in Albi bei Toulouse mit 35,4 Grad erreicht. Auf Korsika gab es vergangenes Wochenende sogar über 37 Grad Celsius. Ähnlich hohe Werte gibt es sonst nur zwischen Ende Juli und Anfang August. Und auch im Juni ziehen sich Trockenheit und Hitze weiter.

Gleichzeitig gab es verhältnismäßig wenig Niederschlag, in den vergangenen drei Monaten regnete es etwa 45 Prozent weniger als üblich. Die Bodenbeschaffenheit gleicht inzwischen bereits der Lage im Hochsommer. Entsprechend schrumpften die Grundwasservorräte. Diese Kombination sei „beunruhigend“, so Jean-Michel Soubeyroux, stellvertretender Direktor für Klimatologie bei Meteo France laut der Zeitung „Liberation“. „Das gesamte Gebiet ist von einer Bodendürre betroffen, die wir nur in jedem zehnten Jahr erleben.“ Man müsse auch mit einem erhöhten Waldbrandrisiko im Sommer rechnen, hieß es.

AKW: Wasserstand für Kühlung zu niedrig

Wegen der anhaltenden Trockenheit musste nun sogar ein Atomkraftwerk an der Rhone gedrosselt werden, im Werk Saint-Alban sei die Produktion von 1.300 Megawatt am Pfingstwochenende zeitweise auf 260 Megawatt abgesenkt worden, so der Betreiber Electricite de France (EDF). Das erwärmte Kühlwasser wird in die Rhone geleitet, doch derzeit sei der Wasserstand zu niedrig. Um die Artenvielfalt im Fluss zu schützen, ist die Entnahme und das Zurückleiten des Kühlwassers streng geregelt.

Schon in der Vergangenheit mussten französische Atomkraftwerke in Hitzeperioden gedrosselt werden, doch auch das geschieht üblicherweise im Hochsommer. Heuer musste aber schon Anfang Mai das AKW Blayais am Fluss Garonne zurückgefahren werden.

Wasser wird beschränkt

Wegen der Trockenheit gelten inzwischen in 29 von 101 französischen Departements Wasserbeschränkungen. Unter anderem wird das Bewässern von Gärten und Feldern rationiert; Autos dürfen nicht mehr gewaschen und private Schwimmbäder nicht mehr gefüllt werden. Seit Kurzem ist auch das Departement Hautes-Alpes betroffen, in dem mit Ausnahme des Mont Blancs die höchsten Berge Frankreichs liegen. In den Bergregionen ist das Thema besonders sensibel, weil viele Wintersportorte Wasserreservoirs für den Kunstschnee anlegen, der wegen des Klimawandels immer häufiger eingesetzt wird.

Atomkraftwerk Saint-Alban (Frankreich)
Reuters/Robert Pratta
Das AKW Saint-Alban drosselte über Pfingsten seine Kapazität

Das Agrarministerium fürchtet Einbußen bei der Getreideernte. Wenn die Trockenheit anhalte, seien auch Rüben und Mais betroffen. Im Mai hatte die französische Regierung bereits das Budget der Wasserbehörden um 100 Millionen Euro erhöht, um den Agrarsektor bei Strategien zur Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Dabei geht es etwa um das Schaffen neuer Stauseen, das Einsparen von Wasser sowie die Wiederverwendung von aufbereitetem Wasser. Zudem wurde der Fonds „Dritte Agrarrevolution“, der Landwirte bei der Bewältigung der Klimakrise unterstützen soll, auf 40 Millionen Euro verdoppelt.

„Keine Region wurde verschont. Wir können jeden Tag sehen, wie die Erde aufbricht“, so Christiane Lambert, die Vorsitzende von Frankreichs größter Landwirtschaftsgewerkschaft FNSEA, zur AFP. „Wenn das so weitergeht, werden die Landwirte, die ihre Pflanzen bewässern können, damit fertig werden, aber die anderen werden mit einem dramatischen Rückgang ihrer Erträge konfrontiert sein.“