Kerns Funktion endet mit der kommenden Hauptversammlung am 29. Juni. Der Abschied erfolge im Einvernehmen mit Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), so die ÖBAG am Dienstag in einer Aussendung. Die ÖBAG vertritt die Interessen der Republik bei teilstaatlichen Unternehmen wie Post, Telekom Austria und OMV. Bei Letzterer hatte es vor wenigen Tagen eine turbulente Hauptversammlung gegeben, bei der letztlich auch die ÖBAG-Vertreter gegen eine Entlastung von Ex-OMV-Chef Rainer Seele stimmten.
„Ein Nachfolger wird seitens des Finanzministeriums als Eigentümervertreter für die Wahl in der kommenden Hauptversammlung vorgeschlagen werden“, so die Staatsholding. Name wurde keiner genannt, Gründe für den Abgang von Kern vom Aufsichtsratschefsessel auch nicht.
Der „Kurier“ berichtete, dass der Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG, Günther Ofner, für den Aufsichtsratschefposten vorgeschlagen werden soll. Der erfahrene Manager gilt als ÖVP-Urgestein und gibt auch das Jahrbuch der ÖVP-Parteiakademie heraus.
NEOS fordert ÖBAG-Reform
NEOS-Finanzsprecherin Karin Doppelbauer rief in einer Aussendung die Regierung auf, den Rücktritt Kerns zu nützen, um „endlich den dringend notwendigen größeren Umbau der ÖBAG anzugehen“. Aufgrund der Causa Thomas Schmid sei eigentlich der gesamte Aufsichtsrat rücktrittsreif. Kern habe wesentlich dafür gesorgt, dass nach Schmids Abgang erneut ein Alleinvorstand berufen wurde, so Doppelbauer. Gemäß internationalen Standards müsse nun dringend eine Doppelspitze eingeführt werden.
Kern von Löger 2019 berufen
Die Bestellung von Kern erfolgte im Februar 2019. Der Unternehmensberater wurde damals unter Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) berufen. Er war zuvor Gesamtleiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Wien und stellvertretender Vorsitzender des Universitätsrats der Universität Wien. Mit seiner Berufung an die Spitze des Kontrollorgans erfolgte auch die Umbenennung der Staatsholding von ÖBIB in ÖBAG.