Ein Paar sitzt im Garten ihres Hauses am Pool
Getty Images/Westend61 (Montage)
Keine Spur von Krise

Heimische Privatvermögen stark gestiegen

Wegen der hohen Inflation und vor allem drastisch steigender Energiepreise ringt die Politik derzeit um Entlastungs- und Unterstützungsmaßnahmen. Eine aktuelle Studie zeigt zugleich, dass Reiche – Pandemie und Krisen zum Trotz – rasant reicher werden, auch in Österreich. Laut der Boston Constulting Group (BCG) halten 400 „Superreiche“ hierzulande ein Drittel des gesamten Privatvermögens.

In Österreich hatten die Menschen laut dem „Global Wealth Report“ von BCG im Vorjahr rund 2.400 Mrd. Dollar (2.250 Mrd. Euro) an Finanz- und Sachwerten angehäuft. Das entspricht mehr als dem Vierfachen der jährlichen Wirtschaftsleistung Österreichs. Die privaten Vermögen seien auch im zweiten Pandemiejahr deutlich gewachsen.

Allerdings ist der Vergleich mit dem Jahr davor schwierig, da nicht nur der Wechselkurs schwankt, sondern auch das Berechnungsmodell für die Vermögen adaptiert wurde. Daher sind die Vermögen in Dollar 2021 geringer, als sie von BCG für 2020 angegeben wurden.

„Österreicher sachwertverliebt“

Lege man aber die neue Berechnung auch auf das Vorjahr an, so sei das private Finanzvermögen um sechs Prozent auf 975 Mrd. Dollar (910 Mrd. Euro) gestiegen. Das Sachvermögen stieg sogar um zwölf Prozent auf 1,7 Billionen Dollar (1,6 Billionen Euro). Abzüglich der Schulden von rund 200 Milliarden Dollar (187 Mrd. Euro) haben österreichische Privathaushalte damit ein Nettovermögen von rund 2,4 Billionen Dollar (2,2 Billionen Euro) angehäuft. „Die Österreicher sind sachwertverliebt. Rund 70 Prozent des Vermögens sind in Immobilien, Rohstoffen, Wein, Kunst und anderen physischen Anlagen investiert“, sagt Studienautorin Anna Zakrzewski.

Wie ungleich die Vermögensverteilung hierzulande ist, zeigt sich ebenfalls im BCG-Bericht. Denn lediglich 400 „Superreiche“ besitzen ein Drittel des heimischen Finanzvermögens. BCG erwartet für Österreich bis 2026 ein jährliches Wachstum der Finanzvermögen um 3,5 Prozent auf dann 1,2 Billionen Dollar und der Sachvermögen um 6,6 Prozent auf dann 2,3 Billionen Dollar.

Weltweite Ungleichheit noch größer

Weltweit wuchs das Nettovermögen 2021 um fast elf Prozent auf 530 Billionen Dollar. Rund 69.000 Menschen besitzen je mehr als 100 Mio. Dollar, zusammen halten sie 15 Prozent des weltweit investierbaren Finanzvermögens.

Bei den Superreichen legten die Finanzvermögen innerhalb eines Jahres um 16 Prozent zu, während sich das Plus bei Erwachsenen mit vergleichsweise geringen Beständen an Wertpapieren, Bankkonten und Lebensversicherungen auf lediglich fünf Prozent belief.

Reiche werden trotz Krisen reicher

Trotz des Krieges in der Ukraine und der konjunkturellen Unsicherheit rechnen die Berater in den kommenden Jahren mit einem anhaltenden Vermögenswachstum. Bis 2026 geht BCG durchschnittlich von einem jährlichen Anstieg von gut fünf Prozent aus. Asien dürfte bei den Zuwachsraten Spitzenreiter sein. Nachhaltige Investments werden laut BCG drei- bis fünfmal stärker wachsen als gewöhnliche Veranlagungen.

Allerdings umfassen diese bisher nur einen marginalen Anteil am Gesamtvolumen. 2026 könnten sie aber bereits bis zu 17 Prozent aller Privatinvestitionen ausmachen. Auch wenn das Ziel CO2-Neutralität 2050 laute, müssten Vermögensberaterinnen und -berater bereits jetzt hier investieren, um nachhaltige Investments in den gesamten Lebenszyklus ihrer Kundschaft einzubeziehen.

Hongkong löst Schweiz ab

BCG geht weiters davon aus, dass Hongkong die Schweiz bis zum Ende des kommenden Jahres als weltweit größter Standort von ausländischem Vermögen ablösen dürfte. Damit verliere die Schweiz die mehr als 200 Jahre dauernde Vormachtstellung. Auch Singapur werde praktisch zur Schweiz aufschließen. Die Schweiz dürfte besonders unter Abflüssen von russischen Geldern leiden.

Bis 2026 könnten jährlich Vermögen im Umfang von über sechs Milliarden Dollar das Land verlassen. Das wichtigste Ziel dieser Geldflüsse seien die Vereinigten Arabischen Emirate.