Norwegen: Neues Nationalmuseum eröffnet

Mit dem neuen Nationalmuseum in Olso öffnet heute das größte Kunstmuseum Nordeuropas. Das Haus ist bereits das dritte museale Megaprojekt der norwegischen Hauptstadt der vergangenen zwei Jahre. Erbaut für umgerechnet rund 600 Millionen Euro bündelt die neue Einrichtung Sammlungen von fünf Osloer Institutionen – Nationalgalerie, Kunstindustriemuseum, Museum für zeitgenössische Kunst, Architekturmuseum und Reichsausstellungen – unter einem Dach.

Mit 584.480 Quadratmeter Gesamtfläche wird das Museumsgroßprojekt größenmäßig nur vom Louvre in Paris und der Staatlichen Eremitage in St. Petersburg übertroffen. Die Planungszeit betrug knapp dreißig Jahre.

Außenansicht des neuen Nationalmuseums in Oslo (Norwegen)
APA/AFP/Gorm Kallestad

Wie eine Festung

Architektonisch setzt das vom deutschen Büro Kleihues + Schuwerk erbaute Museum vor allem auf Monumentalität: Der dunkle, geschlossene Block, verkleidet mit in edlen Grautönen schimmerndem Schiefer, wirkt schwer und breit – wie eine Festung, sagen manche. Der Eindruck verstärkt sich durch das Faktum, dass der imposante, meterhohe Neubau kaum Fenster besitzt.

„Ein Gebäude, das viele hundert Jahre überdauern kann“, kommentierte der deutsche Architekt Klaus Schuwerk vom Architektenbüro Kleihues + Schuwerk den Monolithen. Angesiedelt ist dieser in Oslos historischer Hafengegend, wo er hinter dem Nobel-Friedenszentrum herausragt.

Von Munch bis Zeitgenössisches

Die Sammlungspräsentation, zusammengefügt aus einem Inventar von insgesamt 400.000 Gegenständen, ist so reichhaltig, dass sie an einem Tag nicht zu schaffen ist. Neben Munchs „Schrei“ und 57 weiteren Werken des norwegischen Nationalhelden finden sich in den 86 Räumen nicht nur Gemälde aller Epochen, sondern auch chinesische Vasen der Ming-Dynastie, antike Büsten römischer Herrscher, die Garderobe der norwegischen Königinnen Maud und Sonja und Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland.

Der Edvard-Munch-Raum im neuen Nationalmuseum in Oslo (Norwegen)
APA/AFP/NTB/Geir Olsen

Auch zeitgenössische Kunst hat ihren Platz. In der Eingangshalle hängt ein Vorhang aus 200 Schädeln von Rentieren mit Einschusslöchern. Das Werk der samischen Künstlerin Maret Anne Sara ist ein Protest gegen die 2013 von der norwegischen Regierung angeordnete Zwangstötung von Rentieren, um die Bestände zu begrenzen. 2017 stellte sie ihr Werk auf der Documenta in Kassel aus.

Auch in der Lichthalle, die dem steinernen Gebäude aufgesetzt ist, wird Zeitgenössisches gezeigt. „Ich nenne es Kunst“ lautet der Titel der Eröffnungsausstellung, die 147 in Norwegen arbeitende Künstler und Künstlerinnen vor den Vorhang holt und junge Leute zwischen 19 und 24 Jahren zur Zielgruppe hat.

Letztes Jahr neues Munch-Museum eröffnet

Das Nationalmuseum ist der dritte Kulturbau, der in den vergangenen zwei Jahren in Oslo eröffnet wurde. Neben der spektakulären Oper entstand 2020 eine neue Stadtbibliothek, die Deichman Bibliothek. Außerdem wurde im vergangenen Jahr ein neues Munch-Museum eröffnet. „Oslo und Norwegen präsentieren sich als eine neue Kunst- und Kulturdestination“, meint Museumsdirektorin Karin Hindsbo. „Die Augen der Welt sind jetzt auf uns gerichtet.“ Im ersten Jahr werden rund eine Million Besucher erwartet.