Japan kündigt außenpolitische Wende an

Japan leitet unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs eine außenpolitische Wende ein. Ministerpräsident Fumio Kishida erklärte heute bei einer Sicherheitskonferenz in Singapur, mit einer „realistischen Diplomatie“ die Sicherheit Japans stärken zu wollen. Die russische Invasion der Ukraine habe die Grundfesten der internationalen Ordnung erschüttert. „Ostasien könnte die Ukraine von morgen sein.“

Japan werde eine aktivere Rolle in der Sicherheitspolitik der Region und in der Welt spielen, um sein Land vor vielfältigen Gefahren schützen zu können. Militärische Aktivitäten Chinas im Ostchinesischen Meer sowie rund um Taiwan lösen in Japan ebenso Besorgnis aus wie militärische Verbindungen zwischen China und Russland.

Abkehr von Grundprinzip nach Ende der Kolonialherrschaft

Die aktivere Außenpolitik werde durch die kürzlich angekündigte deutliche Erhöhung des japanischen Verteidigungshaushalts untermauert, sagte Kishida. So erwäge Japan die Anschaffung von Waffen für Vergeltungsschläge, die potenzielle Feinde von Angriffen abhalten sollten.

Ein solcher Vorschlag ist umstritten in Japan. Die ehemalige Kolonialmacht, deren rassistische Politik in China und anderen asiatischen Ländern bis heute nachwirkt, hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine dezidiert pazifistische Verfassung gegeben hatte. Mit Kishidas Ankündidung entfernt sich Japan weiter von dieser Friedensprämisse und tritt darüber hinaus zunehmend aus dem Schatten der USA, dem wichtigsten Verbündeten des Landes. Kishida verwies bei seiner Ankündigung auch auf Gefahren, die von Nordkorea ausgehen.