Prinz Charles soll britische Abschiebepläne kritisiert haben

Prinz Charles hat den Plan der britischen Regierung, Asylsuchende nach Ruanda abzuschieben, in privaten Gesprächen kritisiert und die Praxis als „entsetzlich“ bezeichnet. Das berichteten mehrere britische Zeitungen gestern und heute.

Der Thronfolger habe sich hinter verschlossenen Türen gegen diese Politik ausgesprochen, wird eine anonyme Quelle zitiert. „[Charles] sagte, er sei mehr als enttäuscht über die Politik. Es war klar, dass er von der Marschrichtung der Regierung nicht beeindruckt war.“

Prinz Charles
AP/Jamie Lorriman

Ruanda erhält finanzielle Unterstützung

Gegenüber der „Times“ hieß es aus der Residenz des Thronfolgers, dass man Privatgespräche und anonyme Quellen nicht kommentiere. Es werde jedoch betont, dass Prinz Charles politisch neutral bleibt. „Politische Fragen sind Entscheidungen der Regierung“, so ein Sprecher.

Nach Plänen der Regierung unter Premierminister Boris Johnson erhält Ruanda anfangs 120 Millionen Pfund (140,10 Mio. Euro) für die Zusammenarbeit. Der Fokus liegt dem Premierminister zufolge auf alleinstehenden jungen Männern – vor allem solche, die als Wirtschaftsmigranten angesehen werden. Sie sollen sich in Ruanda ansiedeln können.

Plan nahm Hürde

Gestern hatte die britische Regierung mit ihrem umstrittenen Plan, Asylsuchende nach Ruanda auszufliegen, eine wichtige juristische Hürde genommen. Der High Court in London urteilte, dass der erste, für Dienstag geplante Flug stattfinden dürfe.

Richter Jonathan Swift wies einen Antrag von Kritikern und Kritikerinnen des Vorhabens ab, den Flug mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen. Es sei im öffentlichen Interesse, dass Innenministerin Priti Patel Entscheidungen der Einwanderungspolitik umsetzen könne, so Swift. Der Richter ließ Berufung zu.

Wohltätigkeitsorganisationen und eine Gewerkschaft hatten die Pläne mit dem Argument stoppen wollen, dass eine Abschiebung in das ostafrikanische Land unsicher sei.