Außenansicht des Shangri-La Hotel in Singapur
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Sicherheitsgipfel in Asien

Fidschi änderte Ton mit Klimakrise

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und das verbale Wortgefecht zwischen China und den Vereinigten Staaten haben dieses Wochenende den Shangri-La-Dialog in Singapur dominiert – zumindest bis der kleine Inselstaat Fidschi die Bühne betrat. Denn plötzlich stand die Klimakrise auf der Tagesordnung.

Das Shangri-La-Dialogforum ist die wichtigste Sicherheitskonferenz in der Asien-Pazifik-Region. Sie ist nach dem gleichnamigen Luxushotel benannt, in dem sie stattfindet. Jedes Jahr reisen hochrangige Militärs sowie Verteidigungsminister und -ministerinnen aus aller Welt nach Singapur, um über die Bedrohungslagen zu sprechen. Meist stehen Nordkorea und der verbale Schlagabtausch zwischen den USA und China im Fokus der Konferenz – so auch in diesem Jahr.

Allerdings änderte der Verteidigungsminister von Fidschi, Inia Seruiratu, den Ton der Sicherheitskonferenz. Denn während alle anderen Politiker und Militärs über Russland und die Ukraine sowie über die Spannungen zwischen China und den USA sprachen, betonte Seruiratu, dass man die Klimakrise als „größte Bedrohung für unsere Existenz“ nicht vergessen dürfe. „Der Klimawandel bedroht unsere Hoffnungen und Träume von Wohlstand“, so der Verteidigungsminister.

„Die größte Bedrohung für unsere Existenz“

Die niedrig gelegenen Pazifikinseln, zu denen Fidschi, Tonga und Samoa gehören, gehören zu jenen Staaten, die am stärksten von den durch die Klimakrise verursachten extremen Wetterereignissen betroffen sind. Fidschi wurde in den letzten Jahren von einer Reihe tropischer Wirbelstürme heimgesucht, die Überschwemmungen verursachten. Tausende von Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben, die Wirtschaft der Insel wurde lahmlegten.

Inia Seruiratu, Verteidigungsminister von Fidschi
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Verteidigungsminister Seruiratu lenkte den Fokus für kurze Zeit auf die Klimakrise

„Auf unserem blauen pazifischen Kontinent sind Maschinengewehre, Kampfjets, graue Schiffe und grüne Bataillone nicht unser primäres Sicherheitsproblem“, sagte Seruirat auf dem Shangri-La-Dialog, der am Freitag begann und am Sonntag zu Ende ging. „Die größte Bedrohung für unsere Existenz ist der Klimawandel.“

Im September 2021 verabschiedete Fidschi ein umfassendes Gesetz zum Klimawandel, um auf die dringenden Auswirkungen der globalen Erwärmung zu reagieren. Mit dem Gesetz wurde auch das Engagement des Landes für das Pariser Klimaabkommen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen formalisiert.

Fidschi im Mittelpunkt geopolitischer Spannungen

Obwohl die Inseln im Pazifik mit den größten und unmittelbarsten Risiken des Klimawandels konfrontiert sind, steht Fidschi auch im Mittelpunkt eines Machtkampfes zwischen konkurrierenden Ländern – hauptsächlich zwischen China und den USA und ihren Verbündeten – im Pazifik.

China bemüht sich seit Wochen um ein Sicherheitsabkommen mit fast einem Dutzend pazifischer Inselländer. Doch die Gespräche stocken – von den USA, Australien, Japan und Neuseeland wird der Versuch Chinas, die Pazifikinseln näher an sich zu binden, ohnehin kritisch gesehen. Deshalb reiste zuletzt auch die australische Außenministerin Penny Wong auf den Fidschi-Inseln ein, um vor den Folgen eines solchen Paktes zu warnen.

Am Sonntag spielte Seruiratu die Bedenken und Sorgen über mögliche geopolitische Einflüsse auf die Pazifikinseln herunter und betonte die Bereitschaft seines Landes, mit einer Reihe von Ländern zusammenzuarbeiten. „In Fidschi sind wir nicht durch geopolitischen Wettbewerb bedroht“, sagte Seruiratu. „Wir müssen die Art und Weise, wie wir arbeiten und mit wem wir zusammenarbeiten, anpassen, um Stabilität zu erreichen.“

Überschwemmung in der Stadt Nadi auf Fidschi
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Die Klimakrise ist auf vielen Pazifikinseln spürbar

China will um Taiwan „bis zum Ende kämpfen“

Vor der Rede des fidschianischen Verteidigungsministers hatte der chinesische Verteidigungsminister Wei Fenghe betont, dass sein Land „bis zum Ende“ gegen eine Unabhängigkeit Taiwans kämpfen werde. „Wir werden um jeden Preis kämpfen und wir werden bis zum Ende kämpfen“, sagte Wei. China habe keine andere Wahl. „Diejenigen, die eine Unabhängigkeit Taiwans anstreben, um China zu spalten, werden definitiv kein gutes Ende nehmen“, fügte der Minister hinzu.

Am Freitag hatte Wei bei einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Rande des Shangri-La-Dialogs für den Fall einer Unabhängigkeitserklärung Taiwans bereits mit Krieg gedroht. „Falls es irgendjemand wagt, Taiwan von China zu trennen, wird die chinesische Armee definitiv nicht zögern – koste es, was es wolle –, einen Krieg zu beginnen“, sagte Wei nach Angaben seines Sprechers.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin
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US-Verteidigungsminister Austin übte Kritik an Chinas Militäraktivitäten

USA: „Zunahme provokanter militärischer Aktivitäten“

Am Samstag kritisierte Austin China für seine „provokativen und destabilisierenden“ Militäraktivitäten bei Taiwan. Washington habe eine „stetige Zunahme provokanter und destabilisierender militärischer Aktivitäten“ beobachtet, sagte Austin. Als Beispiel nannte er chinesische Militärflugzeuge, „die in den vergangenen Monaten in Rekordzahlen und fast täglich in der Nähe von Taiwan geflogen sind“.

US-Präsident Joe Biden hatte Taiwan im Mai militärische Unterstützung für den Fall eines chinesischen Einmarsches zugesichert, was Empörung in Peking hervorgerufen hatte. Die Beziehung der beiden Weltmächte hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert. Für Spannungen sorgen dabei insbesondere Sicherheitsfragen, die unter anderem Taiwan, das Südchinesische Meer und den Ukraine-Krieg betreffen.