NATO-Erweiterung: Stoltenberg beschwichtigt Türkei

Während im Osten der Ukraine weiter schwere Kämpfe wüten, kommen anderswo die Schutzmaßnahmen gegen Russland voran. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg war zu Gast in Finnland, das gemeinsam mit Schweden bald dem Militärbündnis beitreten will. Die Türkei sperrt sich jedoch und erntete bei Stoltenberg Verständnis.

Die türkischen Sicherheitsbedenken wegen der NATO-Ansuchen von Finnland und Schweden seien legitim, so Stoltenberg gestern. „Hier geht es um Terrorismus, es geht um Waffenexporte“, sagte Stoltenberg auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Sauli Niinisto im finnischen Naantali.

Gespräche werden fortgeführt

Die Türkei beschuldigte die beiden Länder, kurdische und andere Gruppen, die Ankara als Terroristen einstuft, zu unterstützen. Stoltenberg sagte, die Türkei sei aufgrund ihrer strategischen Lage am Schwarzen Meer zwischen Europa und dem Nahen Osten ein wichtiger Verbündeter für das Bündnis, und verwies auf die Unterstützung, die sie der Ukraine gewährt habe.

„Wir müssen uns daran erinnern und verstehen, dass kein NATO-Verbündeter mehr Terroranschläge erlitten hat als die Türkei.“ Stoltenberg und Niinisto sagten, die Gespräche mit der Türkei würden fortgesetzt, der NATO-Gipfel in Madrid Ende Juni sei aber keine Deadline für den Beitritt der Skandinavier.

Schwerer Beschuss in Sjewjerodonezk

Im Osten der Ukraine dauert unterdessen der Kampf um die Großstadt Sjewjerodonezk an. Die Lage dort sei die schlimmste im ganzen Land, sagte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Gajdaj, in einer Videoansprache. Viele Ortschaften in der Region stünden unter Feuer, sagte Gajdaj. „Es ist unmöglich, den Beschuss zu zählen.“

In Sjewjerodonezk wurde die dem in Wien lebenden ukrainischen Oligarchen Dmytro Firtasch gehörende Chemiefabrik Asot beschossen, wie Gajdaj sagte. Zuvor hatten die prorussischen Separatisten mitgeteilt, Zivilisten, die in den Bunkern der Industrieanlage Schutz gesucht hatten, hätten das Werksgelände verlassen.

Gajdaj zufolge haben viele Menschen sich in Schutzbunker begeben, weil russische Truppen gezielt Wohnviertel mit schwerer Artillerie beschießen. „Wahrscheinlich wollen alle jetzt fliehen, aber eine solche Möglichkeit gibt es aktuell nicht“, sagte Gajdaj.

Moskau: Waffendepot in Ternopil zerstört

Der Generalstab in Kiew meldete eine Vielzahl von Kämpfen im Osten des Landes, darunter besonders auch in der Region Slowjansk im Gebiet Donezk. Immer wieder gebe es auch Luftangriffe gegen zivile Infrastruktur, hieß es.

In Ternopil haben russische Truppen laut einem Interfax-Bericht mit Kalibr-Lenkraketen ein großes Waffendepot zerstört. In dem Lager hätten sich europäische und amerikanische Waffen befunden, meldete die Nachrichtenagentur unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

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