Gouverneur: Alle Brücken nach Sjewjerodonezk zerstört

Nach wie vor wüten schwere Kämpfe im Osten der Ukraine. Russische Truppen versuchten gestern weiterhin, in Richtung von Städten wie Bachmut, Slowjansk und Lyssytschansk vorzustoßen, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte. In Sjewjerodonezk werde „buchstäblich um jeden Meter gekämpft“. Laut dem Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, wurde am Abend auch die letzte Brücke nach Sjewjerodonezk zerstört. Zivilpersonen in Sicherheit zu bringen sei nun nicht mehr möglich, doch es bleibe noch ein gewisser „Zugang“ zur Stadt. Russland habe die Stadt nicht vollständig unter seine Kontrolle gebracht, „ein Teil“ davon bleibe unter ukrainischer Kontrolle, so Gajdaj auf Telegram.

Kiew mit Waffenwunschliste

Mit der Übernahme des Großteils der Stadt hat Russland ein wichtiges Kriegsziel erreicht. Kiew appellierte erneut an den Westen, dringend schwere Waffen zu liefern. Nur mit einem „Gleichgewicht schwerer Waffen“ könne man Russland Paroli bieten. Erstmals nannte Kiew öffentlich konkrete Zahlen, welche Waffen es braucht. „1.000 Haubitzen vom Kaliber 155 Millimeter, 300 Mehrfachraketenwerfersysteme, 500 Panzer, 2.000 gepanzerte Fahrzeuge, 1.000 Drohnen“, so Präsidentenberater Mychajlo Podoljak auf Twitter.

Kiew erwarte dazu vom Treffen der NATO-Verteidigungsminister morgen in Brüssel eine Entscheidung. Ein Mangel an schweren Waffen und Munition erschwert nach Angaben aus Kiew die Lage an der mehr als 2.400 Kilometer langen Front zunehmend.

Hochrangige Kiew-Reise möglich

Von dem NATO-Treffen erhofft sich Kiew wichtige Zusagen für weitere schwere Waffen – insbesondere von Deutschland: „Ohne deutsche schwere Waffen wird es uns leider nicht gelingen, die gewaltige militärische Überlegenheit Russlands zu brechen und das Leben von Soldaten und Zivilisten zu retten“, so der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, zur dpa.

Einem italienischen Zeitungsbericht zufolge wird der deutsche Kanzler Olaf Scholz mit Italiens Regierungschef Mario Draghi und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron am Donnerstag nach Kiew reisen. Offizielle Bestätigungen gab es aber nicht.

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