Dänische Soldaten neben dänischer Flagge auf der Hans-Insel zwischen Kanada und Grönland
APA/AFP/Royal Danish Navy
Dänemark und Kanada

Kurioser Streit um Hans-Insel beendet

Dänemark und Kanada haben den jahrzehntelangen Streit um die zwischen Grönland und Kanada gelegene Hans-Insel beigelegt. Der Streit hatte teils seltsame Blüten getrieben. Die beiden Länder wollen noch am Dienstag in Kanada ein Abkommen unterzeichnen, wonach das 1,3 Quadratkilometer große arktische Eiland entlang eines Felsenrisses in nord-südlicher Richtung geteilt wird.

Mit dem Abkommen legen die beiden Länder auch den bis zuletzt umstrittenen Teil der gemeinsame Seegrenze fest. Der dänische Außenminister Jeppe Kofod sagte zu dem Abkommen, dessen Ratifizierung durch die Parlamente der involvierten Länder in der Folge als Formsache gilt, es sei ein „glasklares Signal“ an die Welt, dass man Grenzstreitigkeiten nach internationalem Recht und auf eine pragmatische und friedliche Weise lösen könne, die für alle ein Gewinn sei.

Das sei angesichts der aktuellen Weltlage besonders wichtig, in der es viel zu viel Krieg und Konflikte gebe, so der Minister laut der Nachrichtenagentur Ritzau. Signatar des Abkommens ist auch Grönland, das innerhalb der dänischen „Reichsgemeinschaft“ eine weitgehende Autonomie besitzt. Sollte sich Grönland eines Tages für unabhängig von Dänemark erklären, würde es auch die Souveränität über die dänische Hälfte von Hans übernehmen. Auf Inuit heißt die Insel Tartupaluk, was sich auf deren Nierenform bezieht.

Hans-Insel zwischen Kanada und Grönland
Die Hans-Insel von oben

Besetzung, Fahnen und Alkohol

Der seit 1973 schwelende Streit um die unbewohnte und vegetationslose, wegen der Schifffahrtsrechte und wegen im Meeresboden vermuteter Rohstoffe aber bedeutsame Insel wurde von Dänemark und Kanada Anfang der 2000er Jahre zum Teil mit kuriosen Mitteln ausgefochten. Sowohl Angehörige der Streitkräfte beider Länder als auch Touristen „besetzten“ die Insel abwechselnd und hinterließen dort neben der jeweils gehissten Flagge auch anderes, darunter flüssige Grußbotschaften in Form von Alkoholika.

Im Jahr 2018 begann schließlich eine trilaterale Arbeitsgruppe über eine Lösung des Konflikts zu verhandeln. Im November vergangenen Jahres einigte man sich in der isländischen Hauptstadt Reykjavik auf die nun besiegelte Teilung der Insel. Damit werden auch die bisher unklaren 875 Kilometer der gemeinsamen Seegrenze von Kanada und Grönland in der Barentssee definiert.

Nach grönländischem Fischer benannt

Die Insel wird nicht in zwei Hälften geteilt. Dadurch, dass der Grenzverlauf einer natürlichen Formation im Felsen folgt, erhält Dänemark ein etwas größeres Stück als Kanada. Die Insel in der Nares-Straße zwischen der kanadischen Ellesmere-Insel und Grönland wurde von dem US-amerikanischen Arktisforscher Charles Francis Hall im Jahr 1871 entdeckt. Ihren dänischen Namen erhielt sie nach einem grönländischen Fischer, Übersetzer und Arktisforscher namens Hans Hendrik, der für mehrere arktische Expeditionen angeworben wurde und auch seine Memoiren veröffentlichte.

Russland im Arktischen Rat isoliert

Dänemark und Kanada sind auch Mitglieder im Arktischen Rat. Wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine bleibt Russland im Arktischen Rat isoliert. „Wir beabsichtigen eine begrenzte Wiederaufnahme unserer Arbeit im Arktischen Rat in Projekten, die keine Beteiligung der Russischen Föderation beinhalten“, teilten die restlichen Mitglieder neben Dänemark und Kanada, Schweden, Finnland, Island, Norwegen und die USA Anfang Juni mit.

Anfang März hatten die Regierungen der Länder mitgeteilt, dass sie ihre Teilnahme an Aktivitäten des Rates aussetzen. Russland hält derzeit den Vorsitz im Arktischen Rat. Das Gremium gilt als wichtigstes Forum zur Zusammenarbeit in der Region um den Nordpol.