Menschen erfrischen sich an einem Brunnen in Sevilla (Spanien)
APA/AFP/Cristina Quicler
Über 40 Grad

Extreme Hitzewelle im Südwesten Europas

Vor allem Spanien und Frankreich stöhnen unter brütender Hitze, an die 45 Grad sind in den kommenden Tagen möglich. Die Klimakrise wird damit einmal mehr sichtbar. Die für die Jahreszeit ungewöhnliche Hitze breitet sich am Wochenende auch nach Mitteleuropa aus. In Österreich kündigt sich das bisher heißeste Wochenende des Jahres an. Wie heiß es genau wird, ist aber noch offen.

Der Südwesten Europas erlebt diese Woche hautnah, wie sich die Klimakrise anfühlt. Die Temperaturen erreichen weit über 40 Grad und damit für die Gesundheit gefährliche Werte. Längere, intensivere Hitzewellen sind ein Merkmal der sich stetig erwärmenden Erde. Laut Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC von 2021 besteht kein Zweifel daran, dass der Mensch die Ursache daran ist.

Eine Hitzewelle, die im Klima vor dem Beginn der Industrialisierung einmal alle 50 Jahre aufgetreten wäre, trifft im heutigen Klima schon alle zehn Jahre ein und ist 1,2 Grad heißer. Bei einem weiteren globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad wird es eine solche Hitzewelle statistisch alle vier Jahre geben – und sie ist knapp drei Grad heißer.

Vorhersage Hitzegebiete in Europa laut Meteo France für Mittwoch, den 15.6.2022, 12.00 Uhr

Spanien als Backofen Europas

Seit Tagen schon hat sich in Spanien ein Hoch festgesetzt, mit heißer Luft aus Afrika. Durch das Absinken im Hoch trocknet die Luft ab, Wolken lösen sich auf und die starke Juni-Sonne tut das Ihrige noch dazu, um die Luft auf der Iberischen Halbinsel immer weiter aufzuheizen.

Spanien erlebt die schlimmste Hitzewelle Mitte Juni seit mindestens 20 Jahren, so Ruben del Campo, Sprecherin des Spanischen Wetterdienstes (Aemet) gegenüber der Zeitung „El Pais“. Offizielle Hitzewarnungen gelten derzeit für 15 der 17 Regionen, darunter auch das sonst kühlere Katalonien.

Am Sonntag und Montag wurden bereits bis zu 43 Grad im Schatten gemessen, die bisher höchsten Temperaturen dieses Jahres in Europa. Selbst im hitzeerprobten Spanien sind solche Werte in der ersten Juni-Hälfte nicht normal, sondern liegen etwa zehn Grad über dem Durchschnitt. Die Hitze steigert sich in den kommenden Tagen noch etwas und kommt damit fast in die Nähe des spanischen Juni-Rekords, welcher bei 45,2 Grad in Sevilla liegt.

Aufruf zu „Achtsamkeit“

Die Hitzewelle in Spanien und Frankreich versetzt die Regierungen beider Länder in Alarmbereitschaft. Die Lage sei „äußerst beunruhigend“, sagte am Dienstag die spanische Umweltministerin Teresa Ribera. Die französische Regierung rief angesichts der dort ebenfalls erwarteten Hitzewelle zu „Achtsamkeit und Solidarität“ mit schwächeren Mitbürgern auf.

Eine Grafik zeigt derzeitige Hitzeregionen in Europa
ORF
Wetterkarte: Die brütend heiße Luft liegt derzeit über dem Südwesten Europas

Über 40 Grad auch in Frankreich

In Frankreich hat nach dem heißtesten Mai der Messgeschichte die neue Hitzewelle im Süden des Landes auch schon eingesetzt. 36,2 Grad wurden am Montag in Marseille gemessen. So früh im Jahr wurde es hier noch nie so heiß, wie der französische Wetterdienst auf Twitter mitteilte. Ebenfalls in der Provence wurden in der Gemeinde Cuers sogar 37,6 Grad verzeichnet, die bisher höchste Temperatur des Jahres in Frankreich.

Das ist aber erst der Anfang, denn ab Donnerstag drohen über 40 Grad, der Höhepunkt dürfte am Samstag erreicht werden. Damit werden Erinnerungen an die „Jahrhunderthitze“ vom Juni 2019 wach, als bis zu 46 Grad gemessen wurden. Keine guten Nachrichten, denn das Land leidet bereits jetzt unter der enormen Trockenheit.

Viele Flüsse in Frankreich führen Niedrigwasser, darunter auch die Rhone. Ein Problem für so manches Atomkraftwerk, das Wasser für die Kühlung benötigt. Die französische Elektrizitätsgesellschaft EDF teilte mit, dass die Leistung des Atomkraftwerks Saint-Alban so wie schon Anfang Juni erneut gedrosselt werden könnte.

Ein Straßenthermometer in Sevilla (Spanien) zeigt 48 Grad Celsius an
APA/AFP/Cristina Quicler
48 Grad Mitte Juni in Sevilla

Hitze und Trockenheit auch in Italien

Auch in Italien sind Hitze und Trockenheit ein großes Problem. Der Wasserstand des Po, des längsten Flusses des Landes und Lebensader im Norden, ist so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr, wie das Wetterportal Ilmeteo.it schreibt. Vor allem in der Landwirtschaft fehlt das Wasser immer mehr für die Bewässerung.

Mit bis zu 37 oder 38 Grad rechnen die italienischen Meteorologinnen und Meteorologen in den nächsten Tagen, eine Entspannung der Trockenheit ist nicht in Sicht. Verschärft wird die Situation auch, weil der wenige Winterschnee in den Alpen längst geschmolzen ist.

Selbst in England wird es vorübergehend heiß, London erlebt am Freitag einen seiner seltenen Tage von über 30 Grad. Schon am Samstag, spätestens am Sonntag macht sich aber auf den Britischen Inseln wieder kühlere Luft breit und es kann kräftig regnen.

Rekorde auch in Deutschland möglich

Am Wochenende erfasst die Hitze von Frankreich her auch Mitteleuropa so richtig, manche Berechnungen zeigen für Deutschland 38 oder 39 Grad. Mitte Juni war es in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie so heiß.

Der Juni-Rekord liegt bei 39,6 Grad und wurde am 30. Juni 2019 in Bernburg an der Saale aufgestellt. Es herrscht aber noch eine gewisse Unsicherheit, inwieweit die extreme Hitze auch nach Deutschland und Polen vorstößt.

Französische Arbeiter erfrischen sich in der Hitze an einer Wasserleitung
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Auch in Frankreich werden neue Höchstwerte bei den Temperaturen erreicht

Heißes Wochenende in Österreich

Auch Österreich bleibt von der Hitzewelle nach aktuellem Stand nicht verschont. In den nächsten Tagen gibt es zwar viel Sonne, aber vorerst nur stellenweise 30 Grad. Zu Fronleichnam am Donnerstag mischen auch einige Regenschauer und Gewitter mit, die stellenweise recht heftig ausfallen können.

Die richtige Hitze kommt hierzulande am Samstag mit schon bis zu 33 oder 34 Grad im Westen Österreichs. Die Nacht auf Sonntag kann dann manchen den Schlaf kosten, wenn es nicht unter 20 Grad abkühlt, in manchen Regionen droht nämlich eine Tropennacht.

Am Sonntag dürfte es zu einer Steigerung der Hitze kommen, 35 Grad oder sogar etwas mehr sind im Bereich des Möglichen. Damit stehen die bisher heißesten Tage dieses Jahres bevor. Wie lange die Hitze nächste Woche anhält, lässt sich derzeit noch nicht seriös sagen. Allzu lange dürfte sie aber zum Glück nicht andauern.