Asot-Fabrik: Moskau kündigt Korridor nach Luhansk an

Die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk ist weiter schwer umkämpft. Mehrere hundert Menschen suchten im dortigen Asot-Chemiewerk Unterschlupf, seit Tagen harren sie dort aus. Nun sollen sie sich bis morgen ergeben, dazu werde ein Korridor eingerichtet, gab das Verteidigungsministerium in Moskau an. Die Lage in der Chemiefabrik erinnert an das lang umkämpfte Asow-Stahl-Werk in Mariupol. Wochenlang hatten sich dort Kämpfer und Zivilpersonen verschanzt, Ende Mai mussten sie schließlich aufgeben.

In Sjewjerodonezk sollen die Menschen morgen das Werk verlassen, so Moskau. Den „Prinzipien der Humanität“ folgend werde zwischen 07.00 und 19.00 Uhr MESZ ein „humanitärer Korridor in Richtung Norden geöffnet“. Die Zivilisten sollen in russisch kontrollierte Gebiete in Luhansk gebracht werden. Das Ministerium rief die ukrainischen Truppen auf, eine weiße Flagge zu hissen, um ihr Einverständnis mit dem Vorschlag zu signalisieren.

Gasprom drosselt Lieferungen

Russland drosselt die Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline „Nord Stream“ nach Deutschland um gut 40 Prozent. Es könne nur noch eine Durchleitung von 100 Mio. Kubikmetern Gas am Tag anstelle der üblichen 167 Mio. Kubikmeter sichergestellt werden, teilte der Energiekonzern Gasprom auf Telegram mit. Hintergrund seien Probleme mit Bauteilen des deutschen Siemens-Konzerns. Durch die Pipeline wurden 2021 nach Angaben der Betreibergesellschaft 59,2 Mrd. Kubikmeter Erdgas aus Russland nach Europa exportiert.

Deutschland hält die Drosselung derzeit nicht für ein Problem für die Versorgungssicherheit. Die deutsche Tochterfirma Gazprom Germania, die einen erheblichen Teil der Gasspeicher und Gaspipelinenetze in Deutschland kontrolliert, soll aber stärker an die Kandare genommen werden. Dazu soll die Treuhänderschaft unter dem Energiesicherheitsgesetz geregelt werden statt unter dem Außenwirtschaftsgesetz.

Zudem will die deutsche Regierung Gazprom Germania mit einem Milliardenbetrag stützen, um eine Pleite zu verhindern. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters handelt es sich um einen Kredit in Höhe von neun bis zehn Milliarden Euro. Weiters wird das Unternehmen in Securing Energy for Europe GmbH umbenannt.

Kiew wirbt in Wien für EU-Beitritt

Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk hielt eine Rede an das österreichische Parlament. Vor den Abgeordneten plädierte Stefantschuk einmal mehr für eine EU-Annäherung seines Landes und die Zuerkennung des Beitrittskandidatenstatus auf dem EU-Gipfel Ende Juni. Stefantschuk erinnerte daran, dass die Ukraine im Krieg mit Russland nicht nur die Grenzen seines Landes, sondern auch die des zivilisierten Europas verteidige. Es werde ein „Krieg gegen Europa geführt“. Stefantschuk dankte Österreich auch für die Hilfe in Zeiten der Not: „Wir werden das niemals vergessen.“

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