Amnesty International kritisiert Umsiedlung von Massai in Tansania

Angesichts einer starken Zunahme der Einwohnerzahl und des Viehbestandes hat heute eine von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) scharf kritisierte Umsiedlung von Massai-Familien aus dem Ngorongoro-Krater in Tansania begonnen. Der Präfekt der Region Arusha, John Mongella, sagte, von den 296 Familien, die nach Handeni, 600 Kilometer weiter südlich, umsiedeln wollten, hätten sich 20 auf den Weg gemacht. Der Ngorongoro-Krater im Norden Tansanias zählt zum UNESCO-Welterbe.

Seit 1959 hat die Einwohnerzahl in Ngorongoro von 8.000 auf mehr als 100.000 zugenommen, der Viehbestand ist von 260.000 im Jahr 2017 auf heute mehr als eine Million gewachsen. Der Anwalt und Menschenrechtsaktivist Joseph Oleshangay bezeichnete die Umsiedlung als „Vertreibung“, die gegen den Willen der Einwohner erfolge. Der Präfekt sagte, es gebe „keine Vertreibung“. Die Teilnehmer der Umsiedlung hätten sich freiwillig gemeldet und erhielten Hilfe von der Regierung.

Die Massai werfen der Regierung seit Jahren vor, sie wolle sie aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertreiben, um daraus Safari-Gebiete zu machen. Am vergangenen Wochenende gab es in Loliondo, 125 Kilometer nördlich von Ngorongoro, Zusammenstöße zwischen Polizisten und Massai. Dabei wurde ein Polizist getötet. UNO-Experten sprachen von 30 Verletzten. AI nannte die Umsiedlung eine „erzwungene, illegale Vertreibung“.

2009 waren Tausende Massai-Familien aus Loliondo weggebracht worden, um für einen Safari-Anbieter aus den Vereinigten Arabischen Emiraten Platz zu schaffen. Die tansanische Regierung hat dieses Abkommen 2017 nach Vorwürfen der Korruption widerrufen.