Base Camp am Mount Everest
AP/Imagechina/Xiao Mi
Gletscherschmelze

Basislager auf Mount Everest wird verlegt

Das südliche Basislager auf dem Mount Everest, Ausgangspunkt für jährlich Tausende Expeditionen auf den höchsten Berg der Welt, muss tiefer gelegt werden. Wie die BBC unter Berufung auf nepalesische Behörden berichtet, sei das aktuelle Camp auf 5.364 Meter Höhe am Fuße des rapide dünner werdenden Khumbu-Gletschers nicht mehr sicher.

Das Zeltlager, von dem aus jedes Jahr Menschen aus der ganzen Welt auf den Gipfel aufbrechen, soll künftig mehrere Meter weiter unten aufgeschlagen werden. Man müsse eine Stelle unterhalb des Eises finden, auf der sich die Bergsteigerinnen und Bergsteiger akklimatisieren könnten.

Forscherinnen und Forschern zufolge destabilisiere das Schmelzwasser den Gletscher, so die BBC. Aus den Expeditionsteams der letzten Saisonen hatte es zudem geheißen, dass sich laufend neue Gletscherspalten mitten im Camp auftun würden.

Nepal auf Einnahmen angewiesen

„Wir bereiten jetzt alles für die Umsiedlung vor und beginnen mit den Beratungen mit allen Beteiligten“, so Taranath Adhikari, Tourismusbeauftragter der nepalesischen Regierung. Man gehe davon aus, einen Platz rund 200 bis 400 Meter unterhalb des alten Lagers zu finden, so Adhikari.

„Es geht im Grunde genommen darum, sich an die Veränderungen anzupassen, um den Fortbestand des ganzen Geschäfts mit den Everest-Besteigungen aufrechtzuerhalten.“ Nepal zählt zu den ärmsten Ländern der Welt – laut der US-Nachrichtenagentur AP sind Bergsteigerinnen und Bergsteiger jedoch eine gute Einnahmequelle, sie tragen rund 300 Millionen US-Dollar (rund 269 Mio. Euro) pro Jahr bei. Alleine eine Genehmigung zur Everest-Besteigung kostet pro Person 11.000 Dollar (9.000 Euro).

Wegen der schwierigen Witterungsbedingungen ist die Hauptsaison für das Besteigen des Mount Everest auf wenige Wochen im Frühjahr begrenzt. Jedes Jahr versuchen Hunderte Bergsteiger in dem kurzen Zeitfenster, den Gipfel des Berges an der Grenze zwischen Nepal und dem von China verwalteten Tibet von nepalesischer Seite zu bezwingen. Seit der ersten Besteigung des Everest im Jahr 1953 schafften es inzwischen mehr als 5.000 Menschen auf den Gipfel. Mehrere hundert kamen bei dem Versuch ums Leben.

Lange Schlange an Bergsteigern auf dem Mount Everest
AP/Rizza Alee
In den wenigen witterungsbedingt geeigneten Wochen stauen sich die Bergsteigerinnen und Bergsteiger oft in Richtung Gipfel

Auch Gipfelgletscher droht zu verschwinden

Die Gletscherschmelze auf dem Mount Everest sorgte zuletzt Anfang des Jahres für besorgniserregende Schlagzeilen. Auch die Eisschicht des South-Col-Gletschers auf dem Südsattel unterhalb des Gipfels schmilzt in rasantem Tempo. Eine im Fachjournal „Nature“ veröffentlichte Studie der US-Universität Maine zeigt, dass der Gletscher mehr als 80-mal schneller schrumpft, als er für seine Entstehung benötigt hat.

Bei diesem Tempo könnte der Gletscher „wahrscheinlich innerhalb weniger Jahrzehnte verschwinden“, sagte Studienleiter Paul Mayewski dem Magazin „National Geographic“. Mehrere weitere Forschungsteams waren in den vergangenen Jahren ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass die Gletscher im Himalaya-Gebirge zunehmend schneller schmelzen.

Der nepalesische Bergsteiger Kami Rita Sherpa, der den Mount Everest seit 1994 bereits 25-mal bestiegen hat, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe die Veränderungen aus erster Hand miterlebt. „Wir sehen jetzt freiliegendes Gestein in Bereichen, in denen früher Schnee lag“, sagte er. „Das ist besorgniserregend.“