Mord im Amazonas: Leiche des Journalisten identifiziert

Nach der tagelangen Suche nach einem vermissten britischen Journalisten und einem ebenfalls verschollenen Indigenen-Experten im brasilianischen Regenwald mehren sich die Hinweise auf eine Gewalttat: Die im Amazonas-Gebiet entdeckten sterblichen Überreste eines Menschen sind dem Reporter Dom Phillips zugeordnet worden, wie die Bundespolizei gestern mitteilte. Weitere Untersuchungen sollen Aufschluss über die Todesursache geben.

Andere am Tatort im Grenzgebiet zu Peru und Kolumbien entdeckte Leichenteile werden weiter analysiert. Dabei handelt es sich vermutlich um die sterblichen Überreste des Indigenenexperten Bruno Pereira. Die beiden Männer waren bei einer Reise in das Javari-Tal im Westen Brasiliens verschwunden.

Protest gegen Ermordung von Dom Phillips und Bruno Pereira
APA/AFP/Nelson Almeida

Verdächtige festgenommen

Zwei Verdächtige wurden daraufhin festgenommen. Einer räumte ein, an dem Mord an den beiden Männern beteiligt gewesen zu sein und führte die Polizei zu menschlichen Überresten. Die mutmaßlichen Mörder handelten nach ersten Ermittlungsergebnissen wahrscheinlich ohne Auftraggeber.

Ein dritter Verdächtiger stellte sich am Samstag in Atalaia do Norte im Amazonas-Gebiet den Behörden. Der Mann werde nun verhört und dem Haftrichter vorgeführt, teilte die Bundespolizei mit. Der Verdächtige sei den Ermittlungen zufolge direkt in den Doppelmord verwickelt und habe sich an dem Angriff und dem Verstecken der Leichen beteiligt, sagte der Polizeibeamte Alex Perez Timoteo im Fernsehsender Globo.

Auf Recherchereise getötet

„Die Bestätigung, dass Dom und Bruno ermordet wurden, lässt uns mit gebrochenen Herzen zurück“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Familie von Phillips in Großbritannien. Phillips lebte schon lange in Brasilien und schrieb als freier Journalist unter anderem für die britischen Zeitungen „The Guardian“ und „The Financial Times“ sowie für die US-Zeitungen „Washington Post“ und „The New York Times“.

Zuletzt recherchierte er für ein Buch über den Schutz des Amazonas-Gebiets, die starken wirtschaftlichen Interessen an dessen Ausbeutung und verschiedene Entwicklungsmodelle. Das Motiv für den mutmaßlichen Mord war zunächst unklar. Unter anderem prüfen die Ermittler, ob die Tat im Zusammenhang mit illegaler Fischerei oder Drogenhandel steht.