IKRK-Chef: Ukraine-Krieg rückt andere Konflikte in Hintergrund

Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, befürchtet, dass der Krieg in der Ukraine andere Konflikte in den Hintergrund rückt.

„Längerfristig macht mir das Sorgen“, sagte Maurer gestern in der ZIB2. Schließlich sei „Not weit über die Ukraine wichtig“. Dass das IKRK gleichermaßen mit dem Angreifer Russland wie der verteidigenden Ukraine in Kontakt sei, verteidigte Maurer: „Wir müssen mit beiden Seiten reden, um die Bevölkerung zu schützen.“

Der Krieg in der Ukraine sei ein klassischer Konflikt, „in dem Staaten kriegerisch aufeinandertreffen“, meinte der Schweizer Diplomat, „wir sind damit zurück im Geltungsbereich des humanitären Völkerrechts.“ Das IKRK beschäftige sich aber mit der „Einhaltung der Rechte im Krieg“, so Maurer. „Es ist sinnvoll, zu trennen zwischen dem Recht im Krieg und dem internationalen Völkerrecht.“

Treffen mit Lawrow verteidigt

In diesem Sinne verteidigte Maurer auch sein von ukrainischer Seite kritisiertes Treffen mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow Ende März in Moskau. „Unsere Arbeitsmethode ist die Vertraulichkeit des Dialogs mit den Kriegsführenden.“

Das helfe mehr als öffentliche Kritik. Zu mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine meinte der IKRK-Chef: „Was geschehen ist, ist geschehen.“ Es sei aber die Aufgabe anderer Organisationen, „die Strafgerichtsbarkeit zu klären und durchzusetzen“. Seitens des IKRK dürfe die Strafgerichtsbarkeit nicht mit der humanitären Hilfe vermischt werden.