Wirtschaftsressort zog Ausschreibung für Topjob zurück

Das Wirtschaftsministerium hat die Ausschreibung für die Leitung der Präsidialsektion zurückgezogen. Eine entsprechende Mitteilung wurde vergangene Woche auf der Website des Ressorts veröffentlicht. Ein Sprecher bestätigte heute gegenüber ORF.at den Widerruf der Ausschreibung.

Als Grund wird die bevorstehende Zusammenlegung des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums angegeben – und dass sich die Anforderungen für die Stelle vermutlich ändern werden. Bis dahin soll ab Anfang Juli der Präsidialsektionschef des Arbeitsministeriums, Roland Weinert, den ranghohen Posten im Wirtschaftsministerium „geschäftsführend“ leiten, hieß es.

Suche ohne Erfolg

Das Wirtschaftsministerium ist seit Anfang März auf der Suche nach einem Nachfolger für den langjährigen Sektionschef Matthias Tschirf, der in den Ruhestand getreten ist. Die Frist für Bewerbungen endete Anfang April. Als Favorit wurde der damalige Generalsekretär und Kabinettschef von Ex-Ministerin Margarete Schramböck (ÖVP), Michael Esterl, gehandelt. Zu einem Hearing kam es aber nicht.

Mit dem Rücktritt von Schramböck Anfang Mai musste auch Esterl gehen – derzeit wird er als Mitarbeiter im Ressort gelistet. Laut „Presse“ hat der nunmehrige ÖVP-Wirtschaftsminister Esterl zum „Abteilungsleiter degradiert“. Die Fäden als Generalsekretärin mit Weisungsrecht zieht nun Eva Landrichtinger, die die Funktion schon im Arbeitsministerium innehat. Sie ist zudem Kabinettschefin von Kocher.

Die Novelle des Bundesministeriengesetzes, mit dem die Zusammenlegung von Arbeits- und Wirtschaftsministerium erfolgt, passierte vergangene Woche den Nationalrat und liegt jetzt dem Bundesrat vor. Anschließend kann im großen Ressort auch organisatorisch umgerührt werden. Vermutlich werden sich einige Aufgabengebiete ändern. Möglich wäre auch, dass zwei Präsidialsektionen existieren – eine für den Bereich Arbeit und eine für den Bereich Wirtschaft.

Ausschreibung nicht ohne Kritik

So soll sich laut Wirtschaftsministerium auch das Anforderungsprofil für die Leitung der Präsidialsektion ändern. Das Profil hatte in der nun zurückgezogenen Ausschreibung für Aufsehen gesorgt, weil der Abschluss des Jusstudiums als Voraussetzung nicht vorgesehen war. Bei der vorangegangenen Ausschreibung 2018 war das noch der Fall.

Kritiker und Kritikerinnen vermuteten, dass die Stelle bereits auf einen Kandidaten maßgeschneidert wurde. Das Ministerium verwies darauf, dass die Ausschreibung entsprechend den gesetzlichen Vorgaben des Ausschreibungsgesetzes erfolgt sei. In einer Anfragebeantwortung hielt Schramböck vor ihrem Rücktritt sinngemäß fest, dass sich Personen aus dem juristischen Bereich bewerben könnten.