Wirbel bei öffentlich-rechtlichem Rundfunk Sloweniens

Die Situation beim slowenischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTV Slovenija, wo die Journalisten und Journalistinnen redaktionelle und institutionelle Autonomie sowie eine Entpolitisierung des Rundfunks fordern, spitzt sich zu. Gestern wurde erneut gestreikt, anders als beim ersten Warnstreik im Mai wurde diesmal auch das Programm beeinflusst.

Die RTV-Führung hat die Nachrichtensendungen im Fernsehen drastisch gekürzt, was die Streikenden als Zensur bezeichneten.

Die Journalisten und Journalistinnen werfen der Geschäftsführung vor, ihre Streikaktivitäten zu behindern, indem Generaldirektor Andrej Grah Whatmough und die TV-Chefredakteurin Jadranka Rebernik überraschend in die wichtigsten Nachrichtensendungen eingegriffen haben.

Beiträge über Streik gestrichen

Die beiden abendlichen Nachrichtensendungen wurden auf lediglich fünf Minuten ohne Moderation gekürzt, wobei sie in der Regel 20 bzw. 30 Minuten dauern. Die Magazinsendung „Tednik“, für die bereits Beiträge über die Streikforderungen vorbereitet und angekündigt wurden, wurde kurzerhand und ohne Erklärung aus dem Programm gestrichen, wie Medien berichteten.

Die Journalisten erlebten am Streiktag die „schlimmste Form des Eingreifens in ihre journalistische Arbeit, nämlich die Zensur“, sagte die TV-Journalistin und Gewerkschaftskoordinatorin Helena Milinkovic bei einer Protestkundgebung vor dem Parlament.

Kritik an Generaldirektor

„Der Generaldirektor und die TV-Chefredakteurin vertrauen uns nicht, sie disqualifizieren uns stets“, kritisierte sie. Bei dem ersten Streik im Mai wurde das Nachrichtenprogramm nicht beeinflusst, in allen Sendungen stand aber die Berichterstattung über die Streikgründe und die Rolle des öffentlichen Rundfunks im Vordergrund.

Igor E. Bergant, Moderator der Abendnachrichtensendung „Odmevi“ (Echo), schrieb auf Twitter, dass die Sendung nicht wegen der streikenden Journalisten und Journalistinnen, sondern wegen der Entscheidung der Geschäftsführung ausgefallen war.

„Unsere Absicht für heute Abend war es, trotz Streiks eine aktuelle, ausführliche und tiefgreifende Sendung mit unterschiedlichen Themen zu erstellen“, twitterte er und warf der RTV-Führung vor, Programmschaden angerichtet zu haben.