Intensivstation der Salzburger Landeskliniken (SALK)
APA/Barbara Gindl
Prognose

Deutlich mehr CoV-Kranke in Spitälern

Einen Tag nach Überschreiten der Marke von 20.000 Covid-Toten in Österreich (AGES-Zählung) geht das Covid-Prognosekonsortium davon aus, dass sich die steigenden CoV-Infektionsanzahlen schon bald in den Spitälern bemerkbar machen werden. In den kommenden zwei Wochen müsse mit einer Verdreifachung der Covid-19-Patientinnen und -Patienten im Normalpflegebereich gerechnet werden. Laut Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sind derzeit trotzdem keine neuen Maßnahmen geplant.

Auf den Intensivstationen (ICU) rechnen die Expertinnen und Experten in ihrer aktuellen Einschätzung bis Anfang Juli mit doppelt so vielen stationär aufgenommenen Covid-Kranken wie derzeit.

Was die Infektionszahlen betrifft, werden diese in den kommenden Tagen weiter in die Höhe schnellen. Aufgrund der zunehmenden Dominanz der Omikron-Subvarianten BA.4/BA.5, die infektiöser sind als BA.2, sei „eine beschleunigte Dynamik“ zu erwarten, hält das Konsortium fest.

CoV: Regierung setzt auf „Eigenverantwortung“

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat am Rande des Ministerrats übe die weitere Vorgehensweise der Regierung zur Bekämpfung der CoV-Pandemie Auskunft gegeben. Derzeit sind keine weiteren Maßnahmen geplant, man setze auf „Eigenverantwortung“ der Bevölkerung.

Inzidenz schnellt von 480 auf 1.000

Konkret bedeutet das, dass bis Mittwoch kommender Woche bereits bis zu 17.000 Neuinfektionen täglich einzukalkulieren sind. Der vom Konsortium errechnete Punktschätzer beträgt 13.170. Die 7-Tage-Inzidenz dürfte wieder auf über 1.000 neue Fälle je 100.000 Einwohner steigen. Als Bandbreite wird von den Fachleuten ein Wert zwischen 820 und 1.350 mit einem Punktschätzer von 1.027 angegeben. Zum Vergleich: Zuletzt betrug bei 7.281 behördlich bestätigten Infektionen mit SARS-CoV-2 die 7-Tage-Inzidenz 478,1 (Stand: Dienstag, 21. Juni).

In Wien und Salzburg waren in der Vorwoche laut Prognosekonsortium die Subvarianten BA.4/BA.5 schon für mehr als 70 Prozent aller Infektionen verantwortlich. „Hierzu ist anzumerken, dass insbesondere seit der Dominanz der Omikron-Variante ein zunehmender Anteil an Zufallsbefunden im Spitalsbelag auftritt, deren primäre Hospitalisierungsursache nicht Covid-19 ist“, so das Konsortium.

Rauch: „Setzen weiter auf Eigenverantwortung“

Auch Gesundheitsminister Rauch rechnet entsprechend mit einem weiteren Anstieg der Neuinfektionen. Die Regierung werde diese Woche aber keine neuen Maßnahmen verhängen, sondern setze weiter auf „Eigenverantwortung“. Sollte es zu einem weiteren Anstieg kommen, sei die Wiedereinführung der Maskenpflicht jedoch möglich, so Rauch am Rande des Ministerrats.

„Weil sich die Situation so darstellt in den Spitälern, dass wir keine dramatische Veränderung feststellen“, begründete Rauch das Zuwarten mit Blick auf die aktuelle, nicht die bevorstehende Entwicklung.

Geht von Maskenpflicht im Herbst aus

Ein Comeback der Maskenpflicht ist für den Ressortchef aber im Bereich des Möglichen – sofern es zu einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen kommen sollte und die Experten seines Hauses eine entsprechende Empfehlung abgeben. Man habe die Pflicht in einer Situation abgeschafft, „wo es gut möglich war“. Er habe aber schon damals gesagt, man werde das beobachten.

Nach dem Sommer rechnet der Minister ziemlich fix mit der Wiedereinführung dieser Maßnahme: „Im Herbst können wir davon ausgehen, die Maske wieder zu haben“, sagte er. „Wir gehen davon aus, dass wir auch im Herbst und Winter – europaweit – mit weiteren Wellen zu rechnen haben.“

„Leben mit Covid“ ermöglichen

Weitere einschneidende Maßnahmen wie Lockdowns will Rauch aber auch dann vermeiden. Es gehe darum, dass ein „Leben mit Covid“ möglich werde. Vulnerable Menschen müsse man trotzdem bestmöglich schützen. Mit Verweis auf die Suizidrate betonte Rauch, es gehe darum, Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Covid zu definieren.

Neue Impfkampagne im Spätsommer

Zwar werde im Herbst nicht „alles easy“ sein, eine hochansteckende Variante zeichne sich aber auch nicht ab. Man werde möglicherweise mit Maskenpflicht und anderen Maßnahmen agieren, Lockdowns sehe er nicht, wollte diese – je nach Entwicklung – aber auch nicht gänzlich ausschließen. Der Minister setzt jedenfalls weiter auf die Auffrischungsimpfung – „jedenfalls im August, September“. Dazu sei auch eine neue Impfkampagne geplant.

Mehr als 20.000 CoV-Tote

Am Dienstag erreichte die Pandemie ihren bisherigen traurigen Höhepunkt: Nach Angaben des AGES-Covid-Dashboards starben seit Pandemiebeginn mehr als 20.000 Menschen in Zusammenhang mit oder an Covid-19 – genau waren es 20.010. Laut Zahlen des Gesundheits- und Innenministeriums sind es noch deutlich unter 19.000 Tote. Der Hintergrund: Vor rund neun Wochen waren vom Gesundheitsministerium tausende Tote nachgemeldet worden, diese sind aber noch immer nicht zur Gänze in den Bundesländerzahlen abgebildet.