Blumen am Anschlagsort in Oslo
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Nach Anschlag

Oslo verhängt höchste Terrorwarnstufe

Nach den tödlichen Schüssen in Oslo Freitagnacht hat Norwegen die nationale Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe angehoben. Die Ermittler gehen dem Verdacht auf „islamistischen Terrorismus“ nach. Der festgenommene Verdächtige habe eine „lange Geschichte von Gewalt und Drohungen“ aufzuweisen, hieß es vom Geheimdienst PST.

Der Geheimdienst habe den Täter seit 2015 im Visier, zum einen wegen seiner möglichen Radikalisierung, zum anderen wegen seiner Zugehörigkeit zu einem Islamistennetzwerk. Im vergangenen Monat sei er vernommen worden, doch seien die Ermittler dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass er keine „gewaltsamen Absichten“ hege.

Nach Angaben der Polizei von Oslo handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 42-jährigen Norweger mit iranischen Wurzeln. Geheimdienstchef Roger Berg sagte, es lägen auch Informationen vor, dass seine psychische Gesundheit beeinträchtigt sein könnte.

Der Täter hatte eine beliebte Homosexuellenbar in Oslo zu einem Ort des Schreckens gemacht. Im Zentrum der norwegischen Hauptstadt erschoss der Angreifer in der Nacht auf Samstag zwei Männer. Mindestens 21 weitere wurden laut Angaben der Polizei verletzt, zehn davon schwer.

Trauerndeam  Anschlagsort in Oslo
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Die Vorfreude auf die erste große Pride Parade seit Beginn der Pandemie wandelte sich in Entsetzen

Pride Parade abgesagt

Der Nachtclub „London Pub“ – das Hauptziel der Angriffe – gilt in Oslo als beliebter Treffpunkt für Schwule, Lesben und andere Angehörige der queeren Szene. Auf der eigenen Internetseite beschreibt sich der Club als beste „Gay Bar“ der Stadt und „schwules Hauptquartier seit 1979“. Eigentlich wollten dort viele ins Wochenende hineinfeiern: Am Samstag hätte in Oslo nach Absagen wegen der CoV-Pandemie erstmals wieder eine Pride Parade stattfinden sollen – sie fiel jetzt wieder aus.

Oslo: Ermittlungen wegen Terrorverdacht

In der norwegischen Hauptstadt Oslo hat in der Nacht ein Mann vor und in einem bei Homosexuellen beliebten Lokal um sich geschossen. Zwei Menschen sind dabei getötet worden, mindestens 21 wurden verletzt. Der mutmaßliche Täter ist in Haft, die Polizei ermittelt wegen Terrorverdachts.

Die Bar war jedoch nicht der einzige Tatort. Auch an anderen Orten der Partymeile fielen in den frühen Stunden des Samstags Schüsse. Die Organisatoren von Oslos Pride Parade, die eigentlich am Samstag ihre 40. Parade feiern wollten, sagten auf Anraten der Polizei die gesamte Veranstaltung ab. „Wir werden bald wieder stolz und sichtbar sein“, sagte Pride-Chefin Kristin Haugsevje. Nun wolle man aber innehalten und den Angehörigen der Opfer Liebe und gute Wünsche senden. Am Nachmittag versammelten sich NRK zufolge dennoch einige Tausende und zogen durch die Straßen von Oslo.

Jähes Ende der Feiern

Oslos Bürgermeisterin Marianne Borgen hatte erst am Freitagabend davon berichtet, wie sehr sich die Stadt nach Jahren der Pandemie auf die Parade freue. Regenbogenfahnen säumten auch am Samstag noch ganz Oslo – nicht nur Restaurants und Bars, auch Botschaften und offizielle Gebäude. Am Vorabend des geplanten Spektakels hatte es in der Stadt vielerorts bereits Feiern bis tief in die Nacht gegeben.

Anschlagsort in Oslo
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Die Ermittler gehen dem Verdacht auf „islamistischen Terrorismus“ nach

Rund um das „London Pub“ verwandelte sich nach den ersten Schüssen die ausgelassene Stimmung dann aber in Panik und Verzweiflung, wie ein NRK-Journalist berichtete, der am Ort des Geschehens war. Er habe auf der Straße die Toten gesehen und Einsatzkräfte bei ihrem Versuch, die Verletzten schnellstmöglich zu versorgen.

Politik ruft zu Miteinander auf

Ministerpräsident Jonas Gahr Store versicherte der queeren Gemeinschaft: „Wir stehen an eurer Seite.“ Und: „Als der Angreifer zu schießen begann, verwandelte sich alles von Freude, Lachen und Liebe in Hass, Kugeln und Mord.“ Wieder einmal sei das Land von einer brutalen Attacke auf Unschuldige getroffen worden. Eigentlich gilt Norwegen als friedliches Land. Doch der rechtsextrem motivierte Terroranschlag vor elf Jahren auf der Insel Utoya mit 77 Todesopfern hat eine tiefe Wunde in dieses Gefühl der Sicherheit gerissen.

Die erneute Gewalt löste in Norwegen und darüber hinaus Entsetzen aus. König Harald V. (85) rief seine Landsleute auf, zusammenzustehen. Es gelte, gemeinsame Werte wie Freiheit, Diversität und Respekt füreinander hochzuhalten, damit alle sich sicher fühlen könnten. Die frühere konservative Regierungschefin Erna Solberg sagte, die Freiheit, zu lieben, wen immer man möge, sei attackiert worden. Die Tat ereignete sich nur wenige Monate nachdem Norwegen den 50. Jahrestag der Entkriminalisierung von Homosexualität gefeiert hat.