Vorwürfe gegen Marokkos Polizei nach Ansturm auf Exklave

Nach dem Tod von mindestens 18 Menschen beim Ansturm Tausender Migranten auf die spanische Exklave Melilla in Marokko haben Menschenrechtler schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitskräfte erhoben. Die marokkanischen Behörden hätten „ungerechtfertigte Gewalt“ eingesetzt und Migranten „misshandelt“, sagte der Leiter der Marokkanischen Vereinigung für Menschenrechte (AMDH) in der Stadt Nador, Amin Abidar, heute laut dpa.

Menschen seien stundenlang ohne medizinische Hilfe eingeschlossen auf der Erde liegengelassen worden. Nach Angaben der Organisation kamen dadurch mehrere Migranten ums Leben, so Abidar. Videoaufzeichnungen zeigen auch einen mit dem Schlagstock auf einen Mann einprügelnden Polizisten.

Spaniens Regierung verteidigt Marokkos Vorgehen

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez machte hingegen die „Menschenhändlermafia“ verantwortlich. „Es war ein gewaltsamer Überfall, der von der Menschenhändlermafia organisiert wurde“, erklärte der sozialistische Politiker in Madrid. Für Marokkos Sicherheitskräfte fand Sanchez Lob, weil sie einen Angriff „auf die territoriale Integrität des Landes (Spaniens, Anm.)“ abgewehrt hätten.

Mehr Tote als offiziell zugegeben?

Bis zu 2.000 Menschen hatten am Vortag versucht, den Grenzzaun zwischen Marokko und Melilla zu überwinden. Marokkos staatliche Agentur MAP berichtete unter Berufung auf die lokalen Behörden, dass 18 Migranten im Gedränge gestorben oder vom Zaun gefallen seien. AMDH und die in Nordafrika bestens vernetzte spanische Organisation „Caminando Fronteras“ sprachen hingegen von 27 Toten.

Die Ereignisse lösten auch in Spanien Empörung aus. Das marokkanische Innenministerium warf den Migranten dagegen vor, selbst Gewalt eingesetzt zu haben.