Null-Covid-Strategie als Umweltproblem

Mund auf, Tupfer in den Rachen, Abstrich nehmen: Arbeiter in Ganzkörperschutzanzügen nehmen in China täglich Hunderte Millionen Coronavirus-Tests vor – selbst wenn es nur ein paar Dutzend CoV-Fälle im ganzen Land gibt. Die Massentests sind wichtiger Bestandteil von Pekings Null-Covid-Strategie. Diese umstrittene Strategie wird inzwischen mehr und mehr auch zu einem Umweltproblem: Die Tests produzieren Zehntausende Tonnen medizinischen Mülls.

Die Volksrepublik ist das letzte große Land der Erde, das CoV-Infektionen um jeden Preis zu verhindern sucht, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Deshalb gibt es extrem strenge Quarantäneregeln und zum Teil monatelange Lockdowns. Hunderte Millionen Chinesen müssen sich alle zwei oder drei Tage testen lassen, manche sogar täglich. In Provinzhauptstädten und Großstädten ab zehn Millionen Einwohnern soll niemand mehr als 15 Minuten zur nächsten PCR-Teststelle gehen müssen, schreibt die Regierung vor.

Probleme „werden sich weiter verschärfen“

Abermillionen Röhrchen, Tupfer, Verpackungen und Schutzanzüge wandern täglich in den Müll. „Die Menge an medizinischen Abfällen pro Tag hat ein Ausmaß angenommen, das in der Geschichte der Menschheit praktisch beispiellos ist“, sagt Yifei Li, Umweltexperte an der New York University in Schanghai. „Die Probleme sind schon jetzt riesig und werden sich weiter verschärfen.“

Durch die rasche wirtschaftliche Entwicklung ist Chinas Umwelt ohnehin stark belastet. Die Gesetze gegen die Verschmutzung von Luft und Wasser wurden in den vergangenen Jahren verschärft. Bis 2060 will die Volksrepublik CO2-neutral werden – ein ehrgeiziges Ziel, das angesichts der Abhängigkeit des Landes von der Kohle kaum erreichbar ist. Die massenhaften PCR-Tests stellen das Land vor eine weitere ökologische Herausforderung: Werden die medizinischen Abfälle nicht ordnungsgemäß entsorgt, können sie den Boden und Gewässer verunreinigen.