„Nicht unser Problem“: Moskau sieht keinen Zahlungsausfall

Die russische Regierung bestreitet, erstmals seit mehr als einem Jahrhundert mit dem Begleichen ihrer Auslandsschulden in Verzug geraten zu sein. In einem Telefonat mit Reportern sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow heute, Russland habe die im Mai fälligen Anleihezahlungen geleistet. Die Tatsache, dass sie vom Clearinghaus Euroclear wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland blockiert worden seien, sei „nicht unser Problem“.

Nach dem Ablauf der Zahlungs– und Schonfrist gestern Abend beklagten mehrere taiwanische Investoren, bisher keine der vereinbarten Zinszahlungen für ihre russischen Staatsanleihen erhalten zu haben, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Früheren Angaben von Juristen zufolge ist jedoch unklar, ob die Frist für die Regierung in Moskau schon gestern endete oder erst mit Ende des darauffolgenden ersten Arbeitstages.

Frist abgelaufen?

Gestern lief eine Frist zur Zahlung von 100 Mio. Dollar (95 Mio. Euro) an Zinsen für zwei Fremdwährungsanleihen aus – 29 Mio. für eine auf Euro und bis 2036 laufende Staatsanleihe und 71 Mio. Dollar für ein bis 2026 laufendes Papier in Dollar. Eigentlich sollte Russland die Zahlungen bereits am 27. Mai leisten, was jedoch nicht geschah. Daraufhin setzte eine Schonfrist von 30 Tagen ein, die nun endete. Da im Anleiheprospekt keine genaue Frist angegeben ist, halten es die Anwälte für möglich, dass Russland noch bis heute Zeit habe, um seine Gläubiger zu bedienen.

Während der Kreml einen Zahlungsausfall bestreitet, steht für die US-Regierung fest, dass es sich um einen solchen handelt. Dass es nach mehr als einem Jahrhundert zu einem Zahlungsausfall komme, zeige, „wie stark die Maßnahmen sind, die die USA zusammen mit ihren Verbündeten und Partnern ergriffen haben“, sagte ein US-Regierungsvertreter am Rande des G-7-Gipfels in Deutschland. Die Folgen für die russische Wirtschaft seien „dramatisch“.