Baugewerkschaft beklagt Boom illegaler Entsendungen

Zwei Jahre Pandemie, vier Monate Ukraine-Krieg und steigende Inflation. Der überhitzte Bausektor, der derzeit noch mehr Aufträge erhält, als er abwickeln kann, bekommt diese Krisen in Form von Lieferengpässen, Mangel an Baumaterialien, Preiskampf und scharfem Wettbewerb um Arbeitskräfte zu spüren. Die Entsendung von Scheinselbstständigen aus Osteuropa nach Österreich zieht heuer laut Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) spürbar an.

Das leiste Lohn- und Sozialdumping Vorschub. „Am Bau wird jetzt versucht, über die Lohnkosten Vorteile zu erreichen“, sagte GBH-Bundesvorsitzender Josef Muchitsch gestern. Österreich sei stark von illegalen Entsendungen betroffen. „Jede zehnte Entsendung in Europa geht nach Österreich“, so der Gewerkschafter. Ein vergleichsweise hoher Anteil. Denn mit insgesamt rund 3,8 Millionen Beschäftigten stelle man nur etwa 1,5 Prozent der europäischen Arbeitskräfte.

Sozialdumping nimmt zu

In vielen Branchen wie etwa im Bausektor hat sich das Lohn- und Sozialdumping verschärft. Dazu zählt unfaire Bezahlung unter dem Kollektivvertrag ebenso wie Billigarbeiten von Scheinselbständigen, oft sind das Einzelpersonen aus dem Nicht-EU-Ausland. Auch bei der Kurzarbeit sind bei Kontrollen zuletzt viele Fälle von Missbrauch aufgeflogen.

„Wir sind nicht gegen Entsendungen, in Österreich brauchen wir Entsendungen, wir sind gegen illegale Entsendungen“, strich der GBH-Chef hervor. Es gebe verstärkt unseriöse Angebote von angeblichen „Einzelmeistern“ zu Dumpingpreisen an Bauunternehmen und Private. Durch lange Wartezeiten lassen sich Bauherren den Angaben zufolge verleiten, solch unseriöse Angebote anzunehmen.

Gewerkschaftskritik an Slowenien

„Slowenien ist das Entsendeland Nummer eins und entwickelt sich immer mehr zu einem Umschlagplatz“, kritisierte Muchitsch. „Slowenien entsendet nicht rechtskonform“, betonte er. 73 Prozent der entsendeten Arbeitnehmer aus Slowenien kämen aus Nicht-EU-Ländern, „ohne in Slowenien gearbeitet zu haben“, verwies der Gewerkschafter auf eine entsprechende Länderauswertung.

Slowenien lasse ein System zu, mit dem diese Arbeitskräfte nach Österreich und Europa entsandt würden. „Die Behörden in der Slowakei, Polen und Tschechien unterstützen dieses System, Österreich schaut zu und Brüssel schaut weg“, so Muchitsch.