Experten erwarten Chipmangel bis mindestens 2024

Der Halbleitermangel dürfte die Autoindustrie einer Studie zufolge bis mindestens 2024 bremsen. Elektroautos brauchten zehnmal so viele Chips wie Benziner oder Dieselautos, sodass auch steigende Kapazitäten nicht für den gesamten Bedarf ausreichten, heißt es in der heute veröffentlichten Untersuchung der Unternehmensberatung Alix Partners. „Erst frühestens 2024 wird die Fahrzeugproduktion das Niveau vor Beginn der Pandemie erreichen.“

Für dieses Jahr erwartet Alix einen weltweiten Absatzrückgang auf 78,9 Millionen Autos und leichte Transporter – von 80,3 Millionen im Jahr 2021. Der Betriebsgewinn der Autohersteller sei auf durchschnittlich gut zwölf Prozent vom Umsatz gestiegen, die der Zulieferer auf knapp elf Prozent.

Rohmaterialpreise stark gestiegen

Damit hätten beide die Rückgänge der Coronavirus-Krise einigermaßen aufgeholt. Wegen der gestiegenen Rohmaterialkosten profitierten die Zulieferer nicht in gleichem Maße von den Preiserhöhungen für Autos. Sie stünden auch wegen der Preismacht der Autohersteller unter starkem finanziellem Druck, sagte Branchenexperte Marcus Kleinfeld.

Die Rohmaterialpreise für Verbrenner haben sich der Studie zufolge seit 2020 verdoppelt und die für E-Autos fast verdreifacht. Die Kosten für Batterien dürften nach einem jahrelangen Rückgang wieder steigen. In niedrig- und mittelpreisigen E-Autos könnten bald vermehrt Lithium-Eisenphosphat-Batterien eingesetzt werden. Sie seien zwar schwerer und böten weniger Reichweite als herkömmliche Batterien, seien aber günstiger und außerdem nicht auf seltene Erden aus instabilen Regionen angewiesen.

Autos knapp und teuer

Im Moment sind Autos knapp und vergleichsweise teuer. Aber spätestens 2024 dürften die Autobauer wieder Rabatte gewähren, sagte Alix-Direktor Fabian Piontek: „Bereits jetzt sind die Auswirkungen der hohen Inflation auf das Konsumentenverhalten absehbar.“

Europa dürfte 2035 mit einem Anteil rein elektrischer Wagen von 83 Prozent aller verkauften Fahrzeuge eine weltweite Führungsrolle einnehmen. Weltweit erwartet Alix 50 Prozent. Allerdings müsse eine Ladeinfrastruktur geschaffen werden, die es nicht nur Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern mit eigener Ladestation ermögliche, ihr Fahrzeug betriebsbereit zu halten, mahnte Branchenexperte Christian Siekmann. „Auch Städter ohne eigene Parkmöglichkeit benötigen verlässliche Ladepunkte.“