R. Kelly, 2019
AP/Chicago Tribune/Antonio Perez
Missbrauchsprozess

R. Kelly muss 30 Jahre ins Gefängnis

Der frühere Pop-Superstar R. Kelly ist in einem Missbrauchsprozess zu einer Haftstrafe von 30 Jahren verurteilt worden. Ein New Yorker Bundesgericht verkündete das Strafmaß ein Dreivierteljahr, nachdem die Geschworenen ihn einstimmig schuldig gesprochen hatten. Die Staatsanwaltschaft hatte Kelly unter anderem sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Entführung, Zwangsarbeit, Bestechung und Sexhandel in den Jahren 1994 bis 2018 vorgeworfen.

Kellys Verbrechen seien „kalkuliert, sorgfältig geplant und über einen Zeitraum von fast 25 Jahren regelmäßig ausgeübt worden“, sagte Richterin Ann Donnelly. Sie verhängte zudem eine Strafe von 100.000 Dollar (etwa 95.000 Euro). Kelly selbst äußerte sich am Mittwoch nicht – nach Angaben seiner Verteidigerin wegen noch ausstehender weiterer Prozesse. Das Strafmaß nahm der 55-Jährige reglos mit hängendem Kopf auf. „Er sitzt hier nicht ohne Reue“, hatte Verteidigerin Jennifer Bonjean zuvor gesagt.

Mit der Strafe folgte Richterin Donnelly auf ganzer Linie der Staatsanwaltschaft, die mehr als 25 Jahre Haft für den Sänger gefordert hatte, der bereits seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzt. Eine solche Strafe sei unter anderem wegen der Schwere seiner Verbrechen angemessen, außerdem gehe von Kelly nach wie vor eine Gefahr aus, hatte die Staatsanwaltschaft ihre Forderung begründet – und Donnelly stimmte dem zu.

Gerichtszeichnung zeigt R. Kelly
AP/Elizabeth Williams
Laut Anklage hat Kelly ein Netzwerk zur Befriedigung seiner sexuellen Gelüste aufgebaut

Verteidiger: „Produkt seiner Kindheit“

Die Verteidigung des Musikers hatte eine deutlich geringere Strafe gefordert und betonte das vor Gericht noch einmal. Kelly sei das „Produkt seiner Kindheit“ – einer extrem schwierigen Kindheit, geprägt von sexuellem Missbrauch, Armut und Gewalt, sagte Verteidigerin Bonjean.

Zudem sei Kelly ein „Musikgenie“ und habe der Gesellschaft dadurch und auch durch seine Spendenbereitschaft viel gegeben. Seine Verbrechen seien schwerwiegend gewesen, rechtfertigten aber nicht eine Strafe in diesem Ausmaß. Schon zuvor hatte die Verteidigung angekündigt, in Berufung gehen zu wollen, und betonte das nun erneut.

Schwere Vorwürfe aus Jahrzehnten

Kelly war vergangenen September von einer Jury schuldig gesprochen worden. Er selbst hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen, doch die Zeugenaussagen waren erdrückend. Die Staatsanwaltschaft hatte dem einstigen Superstar unter anderem sexuelle Ausbeutung Minderjähriger, Entführung, Zwangsarbeit, Bestechung und Sexhandel in den Jahren 1994 bis 2018 zur Last gelegt. Demnach hatte Kelly ein ganzes Netzwerk von Helfern aufgebaut, um junge Mädchen und Frauen zu rekrutieren.

Karriere

Kelly gehörte seit den 1990er Jahren zu den Pop-Superstars der US-Musikszene. Er schrieb, komponierte und arbeitete auch als Produzent. Sein größter Hit „I Believe I Can Fly“ brachte ihm zahlreiche Auszeichnungen ein, darunter drei Grammys. Sein letztes Album erschien 2016.

Während des Prozesses sagten mehrere seiner Missbrauchsopfer aus, wie Kelly von seinen Opfern verlangt habe, sich streng an Regeln zu halten. So hätten sie etwa seine Erlaubnis zum Essen oder zum Toilettengang gebraucht. Vor Gericht wurden den Geschworenen auch selbst gedrehte Videos gezeigt, auf denen Kelly bei sexuellen Handlungen zu sehen war, die laut Staatsanwaltschaft nicht einvernehmlich waren. Eine Zeugin, die hoffte, ihn für einen Radiosender interviewen zu können, sagte während des Prozesses, er habe sie mindestens zwei Tage lang ohne Essen und Wasser eingesperrt, bevor er sie überfallen habe.

Rund sechs Wochen lang hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Vorwürfe gegen Kelly aus mehreren Jahrzehnten detailliert ausgebreitet und ihre Argumente dargelegt. Verurteilt wurde Kelly unter anderem auf Grundlage eines Gesetzes gegen kriminelle Vereinigungen wie die Mafia. Im Prozess sagte Kelly nicht aus, verfolgte das Verfahren aber im Gerichtssaal.

Doku brachte Stein ins Rollen

Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht – und wurde freigesprochen. 2019 erschien schließlich die aufsehenerregende Dokumentation „Surviving R. Kelly“, die die Anschuldigungen zusammenfasste und Opfer zu Wort kommen ließ. In der Folge distanzierten sich Weggefährten, Radiosender, Streaming-Dienste und auch sein Musiklabel RCA von ihm. 2019 wurde Kelly auch verhaftet.

Missbrauchsprozess: R. Kelly zu 30 Jahren Haft verurteilt

Ein Gericht in New York hat den US-Sänger R. Kelly wegen schwerer Sexualstraftaten zu 30 Jahren Haft verurteilt. Er muss außerdem eine Geldstrafe von umgerechnet 95.000 Euro zahlen.

Die juristische Aufarbeitung ist mit dem Prozess in New York noch nicht vorbei. Auch in den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen Anklagen gegen den Musiker vor. Ein Prozess in Chicago soll schon Mitte August beginnen. Kelly selbst wies die Vorwürfe stets zurück. Vor Gericht stellte sein Anwalt ihn als „Sexsymbol“ dar, das einfach ein „Playboy-Leben“ geführt habe.