Caritas warnt vor Hungerkatastrophe im Nahen Osten

Die Caritas hat heute auf die akute humanitäre Krise in einer Region hingewiesen, die zuletzt aus dem Sichtfeld der Weltöffentlichkeit verschwunden ist: dem Nahen Osten. „Wenn nicht bald die internationale Gemeinschaft hilft, droht dort eine Hungerkatastrophe“, warnte Sabine Wartha, Leiterin des Nahost-Teams der Caritas. Die Caritas appellierte heute auch an den Bund, endlich das Geld für die Auslandshilfe für heuer freizugeben.

Den Fokus richtet die Hilfsorganisation vor allem auf Syrien und den Libanon, wo sie seit fast 30 Jahren tätig ist. In Syrien sind elf Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs zwar die Kämpfe großteils vorbei, abgelöst wurden sie vom Hunger: „Neun von zehn Menschen sind dort von Armut und Hunger betroffen“, sagte der Salzburger Caritas-Direktor Johannes Dines.

Die Inflation auf Grundnahrungsmittel betrug dort zuletzt 280 Prozent. Im Libanon lag sie bei 200 Prozent. „80 Prozent des Weizens ist aus der Ukraine und Russland gekommen, im Libanon wird derzeit nur noch 20 Prozent Brot im Vergleich zu früher gebacken“, so Wartha.

Hunderttausende Kinder mangelernährt

„Und wie immer leiden die Kinder am meisten“, sagte Dines. Drei von vier Kindern in Syrien bekommen nicht die Nahrung, die sie brauchen, um gesund aufwachsen zu können. Manche Kinder essen den ganzen Tag gerade einmal ein Stück Brot oder einen Apfel. „Sie sind mangelernährt, mit negativen Langzeitfolgen, die ihre gesamte Entwicklung gefährden können.“

Die Caritas lieferte heute weitere Zahlen: So sind in Syrien mehr als eine halbe Million Kinder mangelernährt, 90 Prozent der Menschen leben unter der Armutsgrenze, das heißt, annähernd 15 Millionen Menschen – darunter 6,5 Mio. Kinder – würden dringend humanitäre Unterstützung benötigen.

Im Libanon lebt jeder zweite der knapp sieben Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, 41 Prozent der Haushalte sind von Nahrungsmittelknappheit und mangelndem Zugang zu Grundversorgung betroffen, fast zwei Mio. Menschen haben keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser und jedes dritte syrische Kind im Schulalter hat noch nie eine Schule besucht. Zudem beherbergt der Libanon – „ein Land in der Größe Tirols“, so Dines – fast eineinhalb Millionen Flüchtlinge aus Syrien.