ÖAMTC zu E-Fuels: „Auf den Bestand schauen“

In der Debatte über die Zukunft der Antriebstechnologie und das Verbot der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren ab 2035 durch die EU hat sich nun auch der ÖAMTC zu Wort gemeldet. „Uns geht es um den Bestand“, sagt ÖAMTC-Sprecher Bernhard Wiesinger zu ORF.at in Reaktion auf Medienberichte, die – neben Umweltfaktoren – die hohen Kosten in der Erzeugung von E-Fuels in den Blick nahmen.

„Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, und wir wollen das, müssen wir auf den Bestand schauen, und der ist nun von Verbrennungsmotoren getragen“, so Wiesinger. Wenn man bei den E-Fuels vorankommen wolle, dann müsste man jetzt in die entsprechenden Technologien und Raffinerieanlagen investieren.

Und erst bei einem breiteren Roll-out sei eine Kosteneinschätzung, was ein Liter Treibstoff auf E-Fuel-Basis koste, sinnvoll. Damit Hersteller wie der größte Erdölproduzent ARAMCO eine Anlage für E-Fuels aufstelle, müssten auch Perspektiven der Anerkennung der EU für entsprechende Förderungen kommen, damit jemand mit Blick auf 30 Jahre hinaus investiere.

„Müssten 2,5 Mio. Fahrzeuge ersetzen“

„Wenn Österreich seine Klimaziele 2040 erreichen will, muss ich schon bis 2030 2,5 Millionen Fahrzeuge ersetzen“, rechnet Wiesinger vor. Die optimistischste Schätzung durch Arthur D. Little für die ASFINAG geht im Moment von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2030 aus.

Für den ÖAMTC muss die Erreichung von Klimazielen mit dem tatsächlichen Nutzungsverhalten angenähert werden. „Natürlich brauche ich in Wien kein Auto, in anderen Teilen des Landes sehr wohl“, so Wiesinger, der auf Untersuchungen verweist, dass vier Euro pro Liter Sprit jene Schwelle seien, ab der Menschen auf ein Auto verzichteten. Per se sei man nicht für E-Fuels, sehr wohl aber für Technologien, mit denen man von Bestandseite her die Klimaziele erreichen könne. Auch stimme die Rechnung mit der Umweltbilanz von E-Fahrzeugen nur dann, wenn diese mit dem Wunschstrommix betrieben würden.

„E-Autos als trügerische Versuchung“

„Elektroautos stellen eine trügerische Versuchung dar“, meinte zuletzt der Grazer TU-Professor Georg Brasseur in einem Gastkommentar. „Ihren hohen Wirkungsgrad von 80 Prozent (gegenüber 20 Prozent bei Verbrennern im Echtbetrieb in Ballungsräumen) bringt nicht die Batterie, sondern der Antriebsstrang.“ Ideal wären nicht E-Autos, die die zum Fahren notwendige Energie in riesigen Batterien speicherten, sondern Hybridfahrzeuge mit kleinerem Akku und einem Verbrennungsmotor, der im optimalen Drehzahlbereich Strom erzeuge. So würde das Beste aus beiden Welten vereint werden: Man kann elektrisch fahren, und bei leerem Akku würde der mit E-Fuels betriebene optimierte Verbrennungsmotor als Generator wirken, so Brasseur.

Das Aus für neue Verbrenner ab 2035

Die EU-Umweltministerinnen und -minister haben sich diese Woche auf ein Aus für Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 geeinigt. Allerdings wollen sie sich nicht vollständig davon verabschieden. Dank synthetisch erzeugten Benzins und Diesels, den E-Fuels, sollen sie weiter verkauft werden können.

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