Neuer Belästigungsskandal erschüttert britische Regierung

Erneut wird die konservative britische Regierung von einem Belästigungsskandal erschüttert: Der stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführer der Tory-Partei, Chris Pincher, hat wegen sexueller Belästigung seinen Rücktritt eingereicht. Laut britischen Medienberichten hatte der 52-Jährige in einem Londoner Privatclub zwei Männer sexuell belästigt, darunter einen Abgeordneten. Diese hätten sich anschließend bei der konservativen Parteiführung beschwert.

In seinem gestern veröffentlichten Rücktrittsschreiben erklärte Pincher, er habe bei dem Vorfall am Vorabend „viel zu viel getrunken“. Er entschuldigte sich dafür, sich selbst und andere „in Verlegenheit gebracht“ zu haben. Während Pincher sein Amt als stellvertretender Parlamentarischer Geschäftsführer niederlegte, will er Abgeordneter bleiben.

„Filz und Skandale“

Die Opposition reagierte empört: „Es kommt nicht infrage, dass die Konservativen potenziellen sexuellen Missbrauch unter den Teppich kehren“, schrieb die Vizechefin der Labour-Partei, Angela Rayner, auf Twitter. Regierungschef Boris Johnson müsse erklären, wieso Pincher Tory-Abgeordneter bleiben könne.

Die moralischen Standards seien unter Johnsons Regierung „komplett ausgehöhlt“ worden, die konservative Partei stecke tief in „Filz und Skandalen“, kritisierte Rayner.

Reihe von Skandalen

Die Regierungspartei war in den vergangenen Monaten von einer ganzen Reihe von Belästigungsskandalen erschüttert worden. Mitte Mai war ein Abgeordneter unter Vergewaltigungsverdacht vorübergehend festgenommen worden. Ebenfalls im Mai wurde ein früherer Tory-Abgeordneter wegen sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Ende April war ein Parlamentarier zurückgetreten, nachdem er im Parlament auf seinem Handy Pornovideos angeschaut hatte. Hinzu kommt der Skandal um Partys am Regierungssitz während des Coronavirus-Lockdowns.