Detail der OMV-Erdgsspeicheranlage in Schönkirchen
ORF.at/Roland Winkler
Krisensitzung am Dienstag

Gasspeicherfüllung läuft nicht nach Plan

Die Gasspeicher in Österreich füllen sich aktuell nicht so schnell wie gehofft. Wie das zuständige Klimaministerium von Leonore Gewessler (Grüne) am Freitag mitteilte, ist die Einspeicherung in die österreichischen Speicher seit Dienstag dieser Woche „merklich zurückgegangen“. Die Lage sei ernst, heißt es in einer Mitteilung von Gewessler, derzufolge sich die Regierung Anfang nächster Woche zu einer Lageeinschätzung trifft.

„Es ist wichtig, dass wir die Ursachen genau analysieren. Am Dienstag werden wir in der Bundesregierung über mögliche weitere Schritte entscheiden. Oberste Priorität hat immer die sichere Versorgung von Haushalten und sozialen Einrichtungen“, teilte Gewessler in ihrer schriftlichen Erklärung dazu mit.

Österreich hatte am 30. März die Frühwarnstufe, die erste Stufe des dreistufigen Gasnotfallplans, ausgerufen. Deutschland rief vergangene Woche die Alarmstufe aus, nachdem Russlands Staatskonzern Gasprom Mitte Juni die Lieferungen nach Europa, unter anderem über „Nord Stream 1“, drosselte.

80 Prozent Füllstand bis 1. Oktober

Das für Energiefragen zuständige Gewessler-Ressort hielt am Freitag fest, dass mit der Frühwarnstufe eine „umfassende Vorbereitung auf den Ernstfall und eine engmaschige Überwachung der Gasversorgung“ verbunden sei. Ziel der Regierung ist, die Speicher bis zum Beginn der Heizsaison auf 80 Prozent zu füllen. „Sollte dieses Ziel gefährdet sein, wird auch in Österreich die Alarmstufe ausgerufen.“

Um das Ziel bis zum 1. Oktober zu erreichen, müssten in den nächsten 91 Tagen noch 33.512 Gigawattstunden – oder 368 GWh täglich – eingespeichert werden. Pro Tag kam zuletzt meist Gas für eine Energieleistung zwischen 200 und 400 Gigawattstunden (GWh) hinzu, am Donnerstag jedoch nur 70 GWh. Wie aus der AGSI-Datenbank der Interessenvereinigung Gas Infrastructure Europe (GIE) weiter hervorgeht, sind die heimischen Gasdepots aktuell zu 44,9 Prozent voll.

Hohe Exporte nach Italien

Ursache für die niedrigen Einspeicherraten seien laut ersten Analysen hohe Gasexporte von Österreich nach Italien. Laut Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), sind am Dienstag bei Arnoldstein in Kärnten 505 GWh nach Italien geflossen. Für Freitag waren 620 GWh an Gasmenge angemeldet. Zum Vergleich: In den vergangenen 30 Tagen flossen im Schnitt täglich 240 GWh nach Italien.

Kritik von Opposition

Die SPÖ machte Gewessler indes persönlich für die zurückgegangenen Gaseinspeicherungen verantwortlich. „Das zeigt einmal mehr, dass sie gar nichts im Griff hat und ständig zur Verunsicherung der österreichischen Bevölkerung und der Wirtschaft beiträgt“, meinte SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll.

„Eine Krise kennt kein Wochenende“, heißt es von NEOS-Energiesprecherin Karin Doppelbauer, die per Aussendung die Frage stellt: „Wenn die derzeitige Lage aufgrund der massiv gesunkenen Gaseinspeicherung ernst ist – warum will Gewessler dann erst am Dienstag beraten?“