Sorge vor weiterer Gewalt nach Protesten in Libyen

In Libyen wächst nach Protesten in mehreren Städten die Sorge vor weiterer Gewalt. Angesichts einer „fragilen Lage“ mahnte der EU-Botschafter in dem nordafrikanischen Land, Jose Sabadell, heute zu Zurückhaltung. „Proteste müssen friedlich ablaufen und ohne jegliche Gewalt.“ Die UNO-Sonderberaterin für Libyen, Stephanie Williams, appellierte ebenfalls an alle Beteiligten, Ruhe zu bewahren. Gewaltakte wie die Stürmung des Parlaments seien „völlig inakzeptabel“.

In der Stadt Tobruk im Osten des Landes hatten wütende Demonstranten das Parlament angegriffen, Steine geworfen und Feuer gelegt, wie Augenzeugen berichteten. In sozialen Netzwerken war das Video eines Bulldozers zu sehen, der ein Tor des Parlaments rammt. Libysche Medien veröffentlichten am Samstag ein Foto des beschädigten Gebäudes mit schwarzen Spuren an der Fassade.

Auch in anderen Städten kam es nach Berichten von Augenzeugen zu Protesten, darunter in der Hauptstadt Tripolis, den Küstenstädten Misrata, Sirte und Bengasi sowie Sabha im Süden.

In Libyen ringen die Regierungen um Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sowie Ex-Innenminister Fathi Baschaga seit Monaten um die Macht. Gespräche der verfeindeten Lager über eine mögliche Präsidentschaftswahl und die rechtlichen Grundlagen dafür endeten in Kairo und Genf ergebnislos. Die Wahl sollte eigentlich im Dezember stattfinden, scheiterte aber unter anderem am Streit über die Zulassung von Kandidaten.