Arbeiter auf Eiffelturm
Reuters/Benoit Tessier
Geheimbericht

Rost setzt Eiffelturm stark zu

Ein vertraulicher Bericht, der dem französischen Magazin „Marianne“ zugespielt wurde, lässt aufhorchen: Rost setzt dem Eiffelturm offenbar stärker zu als bisher gedacht. Das Pariser Wahrzeichen ist laut diesen Angaben in einem schlechten Zustand und von Rostflecken übersät. Der Turm müsse komplett repariert werden, heißt es weiter. Die Arbeiten für die Olympischen Spiele in Paris seien eine rein „kosmetische“ Überarbeitung.

Der 1889 fertiggestellte Turm, dessen Bau 1887 begonnen wurde, ist in die Jahre gekommen. Nicht die Konstruktion alleine hatte den Turm die letzten 133 Jahre aufrecht gehalten, sondern auch die gewissenhafte und genaue Wartung. Und diese ist immens aufwendig: Der Turm ist über 300 Meter hoch, hat rund 1.700 Stufen und 18.000 Bauteile, die von rund 2,5 Millionen Nieten zusammengehalten werden.

Die „dame de fer“ (Dame aus Eisen), wie die Französinnen und Franzosen den Turm nennen – im Französischen ist er weiblich („la Tour Eiffel“) kommt auf ein Gesamtgewicht von rund 10.000 Tonnen. Eröffnet wurde das spätere Wahrzeichen 1889 für die Pariser Weltausstellung. Damit sollte auch der Französischen Revolution hundert Jahre zuvor ein Denkmal gesetzt werden.

Arbeiter auf Eiffelturm
Reuters/Benoit Tessier
Der Eiffelturm wird regelmäßig neu angestrichen – hier 2009

Eiffel „würde einen Herzinfarkt bekommen“

Der jetzige Zustand wird in den geleakten Berichten als sehr schlecht beschrieben, wie der britische „Guardian“ mit Verweis auf „Marianne“ schreibt. „Würde Gustave Eiffel den Turm jetzt besuchen, bekommt er einen Herzinfarkt“, heißt es von einem nicht genannt werden wollenden Manager der Betreibergesellschaft.

Eiffel selbst, dessen Architekturbüro den Turm designte und auch baute, sagte damals, dass das Finden der rostigen Stellen und der Kampf gegen die rasante Verbreitung des Rostes die größte Herausforderung für die Langlebigkeit der Konstruktion sei. Er schlug vor, das nach ihm benannte Bauwerk alle sieben Jahre neu zu streichen.

Eiffelturm, 1887
AP
Der im Bau befindliche Eiffelturm 1887 – im Hintergrund das Palais de Trocadero

Weitere Probleme aufgetaucht

Nun soll der Turm mit rund 60 Millionen Euro anlässlich der Olympischen Spiele 2024 in Paris zumindest oberflächlich wieder fit gemacht werden. Es ist das 20. Mal, dass der Turm neu gestrichen wird. Ein Drittel des Turmes sollte von Grund auf renoviert werden und ganz von den früheren Lackschichten befreit werden, bevor er mit zwei neuen Schichten wieder der Witterung trotzen kann.

Doch mit der CoV-Pandemie tauchten zeitliche Probleme auf und auch das in den alten Farbschichten verarbeitete Blei ließ nun das Projekt verlangsamen. Insgesamt sollen nur noch fünf Prozent des Turmes renoviert werden, wie „Marianne“ aufgrund der zugespielten Dokumente berichtet. Experten sagten der Zeitschrift, dass es sich jetzt nur mehr um ein „kosmetisches Facelifting“ handelt. Das endgültige Resultat werde „beklagenswert“ werden, so die Prognose.

Längere Schließung würde viele Millionen kosten

Die Betreibergesellschaft Sete, die zu 99 Prozent der Stadt Paris gehört, zögert das Wahrzeichen für längere Zeit zu schließen, zu hoch und zu wichtig sind die Einnahmen des laut Statistik hinter Disneyland, dem Louvre und Schloss Versailles viertwichtigstem Touristenziel in ganz Frankreich. In einem durchschnittlichen Jahr wird der Turm von rund sechs Millionen Touristinnen und Touristen besucht, wie der „Guardian“ schreibt. Die pandemiebedingte Schließung 2020 schlug sich mit einem Minus von 52 Millionen Euro zu Buche.

Eiffelturm im Sonnenuntergang  2015
Reuters/Charles Platiau
Der Eiffelturm bei Sonnenuntergang

Gefahr für „Dauerhaftigkeit“ festgestellt

Die Probleme sind offenbar nicht neu. In einem Bericht 2010 wurde bereits auf Rost und Co. hingewiesen. „(Die Betreibergesellschaft) Sete muss sich den Eiffelturm noch einmal ansehen und eine völlig neue Wartungsrichtlinie entwickeln, die sich auf das Testen der alternden Metallstruktur konzentriert“, heißt es dort laut dem „Guardian“. Ein Bericht von 2014 stellte fest, dass an dem Turm Risse und Rost gefunden worden seien. Ein dritter Bericht von 2016 stellte 884 Fehler fest, darunter 68, die angeblich die „Dauerhaftigkeit“ der Struktur gefährden.

Offiziell sieht man die Probleme offenbar nicht so dramatisch. Auf der Eiffelturm-Website gibt der Architekt, Ingenieur und Historiker Bertrans Lemone einen optimistischeren Ausblick, so der „Guardian“. Der Feind des Eisens sei Korrosion, die dadurch verursacht wird, dass Eisen Luft und Wasser ausgesetzt sei. Der Eiffelturm könne aber ewig halten – wenn er immer neu gestrichen wird, so Lemone.

Paris will auch mit verborgenen Attraktionen punkten

Paris möchte Besucherinnen und Besucher verstärkt auch in Stadtteile abseits der großen Sehenswürdigkeiten locken und für Fahrradtouristinnen und -touristen attraktiver werden. Ein „Entdeckertourismus“ solle Gäste zu verborgenen Attraktionen, Geschäften und Künstlerinnen und Künstlern führen und gleichzeitig überlaufene Viertel wie Montmartre und Marais entlasten, kündigten die Stadt und das Tourismusbüro in Paris Mitte Juni an.

180 Kilometer an neuen Radwegen geplant

Bei einem ersten Paris-Besuch wolle jeder den Eiffelturm sehen, bei späteren Reisen hätten Besucher aber großes Interesse, auch andere Aspekte von Paris kennenzulernen, so die Ideen aus dem Pariser Rathaus. Die Stadt wolle das Schaffen von Hotels abseits der touristischen Viertel unterstützen und zahlreiche weitere Stationen zum Abstellen von Fahrrädern einrichten. Rund 180 Kilometer weiterer Fahrradwege sollen geschaffen werden.

Die Umgestaltung wichtiger touristischer Bereiche in Paris solle Besucherinnen und Besuchern künftig mehr Raum bieten, kündigte die Stadt an. Geplant sei das in der Umgebung der Kathedrale Notre-Dame, die nach einem Brand bis 2024 wieder restauriert sein soll, sowie im unteren Bereich der Champs-Elysees. Auch die Umgebung des Eiffelturms sowie der gegenübergelegene Trocadero-Platz sollten attraktiver gestaltet werden, unter anderem mit einer Gepäckaufbewahrung für Touristinnen und Touristen.

Tourismus zieht wieder an

Nach der CoV-Pandemie zieht der Tourismus in Paris wieder kräftig an. Nach 38 Millionen Touristinnen und Touristen 2019 hofft man heuer wieder auf rund 33 Millionen Gäste, sagte die Generaldirektorin des Tourismusbüros, Corinne Menegaux. Gerade teurere Hotels seien bereits wieder sehr gut ausgelastet, der Zustrom aus den USA liege fast wieder auf dem Niveau vor der Krise. Ein Trend sei, dass Besucherinnen und Besucher etwas länger in der Stadt blieben.