muslimische Gläubige in der Großen Moschee in Mekka
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Eine Million Pilger

Mekkas Straßen wieder in Weiß gehüllt

Für viele gläubige Muslime und Musliminnen ist es der Höhepunkt ihres religiösen Lebens: Nach zwei Jahren in stark eingeschränktem Modus sind heuer beim Hadsch eine Million Menschen zugelassen. 850.000 davon kommen aus dem Ausland, viele von ihnen halten sich bereits seit dem Wochenende in Saudi-Arabien auf – Mekkas Straßen sind wieder gefüllt mit vielfach ganz in Weiß gewandeten Gläubigen aus der ganzen Welt.

Vor drei Jahren nahmen etwa 2,5 Millionen Menschen an der Pilgerfahrt teil, die jeder gesunde Muslim bzw. jede gesunde Muslimin mindestens einmal im Leben unternehmen sollte. Um keine massenhaften Ansteckungen zu befördern, waren 2020 Ausländer vom Hadsch ausgeschlossen und insgesamt nur 10.000 Pilgerinnen und Pilger zugelassen. Vor einem Jahr durften 60.000 vollständig geimpfte Gläubige aus Saudi-Arabien teilnehmen.

Transparente hießen die Pilgerinnen und Pilger willkommen, Plätze und Straßen sind geschmückt, und Sicherheitskräfte patrouillieren durch die Stadt. Es gelten Regeln: Nicht älter als 65 dürfen Pilgerinnen und Pilger sein, eine Impfung ist Voraussetzung. Während Saudi-Arabien die Maskenpflicht in den meisten geschlossenen Räumen abgeschafft hat, ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Großen Moschee Pflicht. Einreisende müssen zudem ein Visum haben und einen negativen PCR-Test vorweisen.

muslimische Gläubige beim Gebet vor der Großen Moschee in Mekka
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Gläubige beim Gebet vor der Großen Moschee

130.000 Liter Desinfektionsmittel

Den Angaben der Behörden zufolge wird die Große Moschee während des Hadsch „zehnmal am Tag gereinigt“ von „mehr als 4.000 männlichen und weiblichen Arbeitskräften“. Jedes Mal sollen dabei mehr als 130.000 Liter Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen. Seit Beginn der Pandemie hat Saudi-Arabien mehr als 795.000 CoV-Fälle verzeichnet, 9.000 davon tödlich, bei einer Bevölkerung von etwa 34 Millionen.

Doch eine im Vorfeld von Saudi-Arabien eilig eingeführte Hadsch-Lotterie erschwerte vielen Muslimen aus westlichen Ländern die Teilnahme an der Pilgerfahrt. Unter jenen, die das Glück hatten, auf der saudischen Buchungsplattform Motawif ausgewählt zu werden, klagen viele über chaotische Zustände. Gläubige verlangen ihr Geld zurück. Viele Musliminnen und Muslime, auch aus Österreich, müssen deshalb auf den Hadsch verzichten.

Prestigeträchtige Veranstaltung

Der Hadsch umfasst unter anderem die Umkreisung der Kaaba, des beeindruckenden schwarzen Würfels in der Großen Moschee von Mekka, die Versammlung am Berg Arafat sowie die symbolische Steinigung des Teufels in Mina. Der Hadsch ist eine prestigeträchtige Veranstaltung für das konservative Königreich Saudi-Arabien und seinen De-facto-Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman, der derzeit seine Rückkehr auf das diplomatische Parkett feiert.

Wenige Tage nach dem Hadsch wird er den US-Präsidenten Joe Biden empfangen. Dieser hatte angekündigt, Saudi-Arabien wegen der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi 2018 als Paria-Staat zu behandeln. Angesichts der steigenden Ölpreise ist dieses Versprechen offensichtlich hinfällig.

Religionstourismus als Wirtschaftsfaktor

Der Hadsch, der umgerechnet mindestens 4.800 Euro pro Person kostet, ist eine Goldgrube für den größten Ölexporteur der Welt, und bringt zusammen mit weiterem Religionstourismus etwa zwölf Milliarden Euro im Jahr ein. Die Pilgerfahrt ist außerdem eine Chance für das Land, sich nach außen reformbereit zu zeigen, während es nach wie vor regelmäßig Berichte über Menschenrechtsverletzungen gibt.

muslimische Gläubige in der Großen Moschee in Mekka
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Eine Million Menschen finden sich heuer wieder in Mekka ein

Für die Pilgerinnen und Pilger ist neben der Pandemie wohl die brütende Hitze die größte Herausforderung. Die Region gehört zu den heißesten und trockensten der Welt, die Erderwärmung macht das Wetter zunehmend extremer. Obwohl der Sommer gerade erst begonnen hat, wurden in einigen Gegenden Saudi-Arabiens bereits Temperaturen von mehr als 50 Grad Celsius gemessen.