Neuen Berechnungen des Grazer Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel zufolge haben die Emissionen 2021 gegenüber 2020 um rund 6,5 Prozent zugenommen – und somit wieder das Niveau von 1990 erreicht.
Die Studienautoren und Forscher des Centers, Stefan Schleicher und Gottfried Kirchengast, nennen als Gründe für den Anstieg neuerliche fossilbasierte Zuwächse bei Verkehr (Öl für Treibstoffe), Gasverbrauch (Haushalte und Industrie) und bei Grundstoffen (etwa Kohle für Stahlproduktion).

Stärkere Ambition notwendig
Zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 sei daher eine noch stärkere Ambition notwendig – vor allem im Bereich des Verkehrs. Wegen des „ungebrochenen Emissionsniveaus“ brauche es in diesem Bereich auch „den steilsten Reduktionspfad bis 2030“ und „tiefgreifende Maßnahmen“.
Andererseits würden ambitioniertere Ziele in einzelnen Sektoren, etwa Innovationsschübe in der Industrie und im Gebäudesektor, einen etwas weniger drastischen Abbau in anderen Sektoren erlauben, so die Studienautoren.
1,5-Grad-Ziel: Emissionen „um 90 bis 95 Prozent verringern“
Klar ist: Österreich bleibt laut Wegener Center noch ein Gesamtbudget von „maximal 700 MtCO2eq“ für Klimaneutralität 2040. Konkret bedeutet das: Will Österreich bis 2040 Netto-null-Emissionen erreichen, dürfen im Inland genau noch 700 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen werden.
2020 als „Ausreißer“
Pandemiebedingt kam es 2020 zu einem Einbruch um 7,5 Prozent. Das Wegener Center spricht hierbei von einem „Einmal-Ausreißer“, der primär auf die lockdownbedingten Rückgänge im Verkehrssektor und der Industrieproduktion zurückzuführen sei.
Bis 2030 dürfen es maximal 550 Millionen Tonnen sein. Da alle Treibhausgase wie zum Beispiel Methan und Lachgas in unterschiedlichem Ausmaß zur Erderwärmung beitragen, werden sie in CO2-Äquivalente umgerechnet.
Weiter heißt es in der Aussendung des Wegener Centers: „Da maximal fünf bis zehn Prozent der derzeitigen Emissionsmenge mittels Aufbau von Kohlenstoffspeicherung durch Boden- und Waldbewirtschaftung ökologisch gut verträglich und langfristig gebunden werden können, muss Österreich bis 2040 seine Emissionen um mindestens 90 bis 95 Prozent verringern, um die erforderliche Klimaneutralität für das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.“ Bis 2030 müssen die Emissionen um über 55 Prozent gegenüber der Emissionsmenge 1990 verringert werden.

Appell an Politik
Gleichzeitig sei „aus Gründen der Klimagerechtigkeit“ für den Ausgleich von dabei nicht abgezogenen früheren überhöhten Emissionen vor 2017 angemessene Unterstützung von Entwicklungsländern beim Klimaschutz erforderlich („Green Climate Funds“).
Abschließend findet sich auch ein Appell an die Regierung. Um die hohen Kosten des Nichthandelns zu vermeiden und die jeweiligen Reduktionsziele zu erreichen, müsse die Klimapolitik an diesen Zielpfaden „verbindlich gesetzlich“ festgelegt werden. Nur so könnten wirksame Klimaschutzmaßnahmen konsequent umgesetzt werden.
„Das impliziert aus Verantwortung für Österreich umfassendes Klimaschutzengagement der Bundesregierung im Sinn ihres Regierungsprogramms und im Kontext der European-Green-Deal-Ziele der EU“, heißt es dazu.