Frachter „Schibek Scholy“ fährt wieder in russische Gewässer

Ein umstrittener russischer Frachter mit angeblich von der Ukraine gestohlenem Getreide an Bord ist nach tagelangem Festliegen in der Türkei wieder in russische Gewässer gefahren. Die „Schibek Scholy“ sei in Richtung des russischen Schwarzmeer-Hafens Kawkas unterwegs, hieß es heute übereinstimmend aus türkischen Kreisen. Die Tracking-Website Marinetraffic.com zeigte, dass sich der Frachter etwa 20 Kilometer vom türkischen Hafen Karasu wegbewegte, wo er zwischenzeitlich gelegen hatte. Danach schaltete das Schiff offenbar seinen Signalsender ab – und verschwand vom Radar.

Frachter „Zhibek Zholy“
APA/AFP/Ozan Kose

Kiew: Von Russland gestohlenes ukrainisches Getreide an Bord

Nach Angaben der Regierung in Kiew war der Frachter ursprünglich vom von russischen Truppen besetzten ukrainischen Hafen Berdjansk aus in See gestochen. An Bord sei von Moskau beschlagnahmtes ukrainisches Getreide. Kiew forderte deshalb von der Türkei nach dem Einlaufen der „Schibek Scholy“ in Karasu am vergangenen Freitag die Beschlagnahmung des Frachters und die Rückgabe der Lieferung.

Wegen des nun erfolgten Auslaufens des Schiffes aus Karasu und der Rückkehr in russische Gewässer bestellte das ukrainische Außenministerium heute den türkischen Botschafter in Kiew ein. Er zeigte sich in einer Erklärung „tief enttäuscht“ darüber, dass Ankara „die ukrainischen Aufforderungen ignoriert“ habe.

In den ukrainischen Häfen, die unter russischer Kontrolle sind oder von russischen Truppen blockiert werden, stecken Millionen Tonnen Weizen fest. Die Türkei pflegt traditionell gute Beziehungen sowohl zur Ukraine als auch zu Russland und bemüht sich seit Kriegsbeginn um eine Vermittlung zwischen den Konfliktparteien.