Konzert der Band Maneskin
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Maneskin im Circus Maximus

CoV-Debatte rund um Großkonzert in Rom

Ein am Samstag in Rom anstehendes Open Air mit rund 80.000 erwarteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern sorgt angesichts der auch in Italien steigenden Coronavirus-Zahlen für Debatten. Hintergrund ist die von einer Ärztevereinigung geforderte Absage des seit April ausverkauften Konzerts der italienischen Song-Contest-Gewinner Maneskin.

Man werde „alle von den Gesundheitsbehörden empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und in Zusammenarbeit mit den Veranstaltern die notwendigen Maßnahmen zu deren Durchsetzung ergreifen“, sagte dazu am Freitag der für Großveranstaltungen zuständige römische Stadtrat Alessandro Onorato. Eine Verschiebung des Konzerts werde aber „nicht in Betracht gezogen“, wie Onorato gegenüber der Nachrichtenagentur ANSA klarstellte.

Somit sind am Freitag am Veranstaltungsort, dem im historischen Zentrum der italienischen Hauptstadt gelegenen Circus Maximus, die letzten Vorbereitungsarbeiten weitergegangen. Gleichzeitig reißt die von der Ärztevereinigung FIMMG, aber auch von der Freundin von Maneskin-Frontman Damiano David, Giorgia Soleri, angestoßenen CoV-Debatte nicht ab.

„Ich verstehe das nicht“

Die 26-jährige Influencerin gab erst am Mittwoch via Instagram bekannt, positiv auf das Coronavirus getestet worden zu sein. Das habe die ganze Maneskin-Fangemeinde in Aufruhr versetzt, heißt es dazu etwa beim „Messaggero“. Dass die FIMMG gleich die Absage des Konzertes einforderte, sorgte dann aber für Verwunderung.

Vor allem in sozialen Netzwerken fragen viele nach dem Hintergrund dieser öffentlichen Aufforderung, so das italienische Musikportal Soundsblog mit Verweis auf die nach einer rund zweijährigen CoV-Zwangspause wieder von Tausenden besuchten Festivals und Konzerte. „Ich verstehe das nicht, niemand hat die Konzerte verschoben, nur Maneskin muss sie verschieben“, schreibt passend dazu eine Twitter-Userin, die dann an die vor Kurzem mit 701.000 verkauften Tickets zu Ende gegangene Italien-Tournee von Vasco Rossi erinnert.

Schon letzte Woche seien die steigenden CoV-Zahlen offensichtlich gewesen, ein von Jovanotti veranstaltetes, von 60.000 Menschen besuchtes Strandkonzert sei damals noch nicht infrage gestanden, bemerkt ein weiterer Twitter-User. Schließlich zeigt sich auch Stadtrat Onorato darüber verwundert, dass nun ausgerechnet beim Maneskin-Heimspiel in Rom wieder verschärfte CoV-Maßnahmen eingefordert werden.

Wieder über 100.000 registrierte Neuinfektionen pro Tag

Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, wie etwa einer Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Spitälern, gibt es in Italien derzeit so wie in vielen anderen Ländern kaum weitere CoV-Maßnahmen. Gleichzeitig steigen derzeit auch in Italien die CoV-Zahlen wieder deutlich: Erst vor wenigen Tagen meldete das Gesundheitsministerium über 100.000 an einem Tag registrierte Neuinfektionen. Zuletzt wurde dieser Wert am 8. Februar überschritten.

Circus Maximus von Rom
Reuters/Elio Castoria
So wie vor wenigen Wochen bei Vasco Rossi werden nun auch bei Maneskin um die 80.000 im Circus Maximus erwartet

Bereits im Juni rund um das Circus-Maximus-Konzert von Vasco Rossi hatten Ärztinnen und Ärzte vor einer gestiegenen Ansteckungsgefahr gewarnt, berichtet dazu die Zeitung „La Repubblica“, der zufolge es trotz der zuletzt weiter verschärften CoV-Lage keine Konzertabsage im letzten Moment geben werde.

„Zitti e buoni“

Mit „Zitti e buoni“ (ruhig und brav) hat Maneskin 2021 den ersten Song-Contest-Sieg für Italien seit über 30 Jahren eingefahren. Seitdem sind die aus Rom stammenden Musiker international auf der Erfolgsspur und begeisterten zuletzt etwa auch beim Nova Rock. Der Weg dorthin führte über die die Castingshow „X-Factor“ und dem Sieg beim legendären Festival von San Remo.

Aufruf zur „äußersten Vorsicht“

„Niemand wird die Konzerte aufhalten“, so „La Repubblica“, und das gelte nicht nur für Maneskin im Circus Maximus in Rom, sondern unter anderem auch für die am Wochenende in Ravenna anstehende nächste Jovabeach-Party von Jovanotti. Nach zwei entbehrungsreichen CoV-Jahren, die in Italien zu besonders drastischen Einschränkungen geführt haben, laute das Motto derzeit somit „keine neuen Verbote, keine Einschränkungen und keine Maskenpflicht“.

Die Appelle der zuständigen Behörden richten sich auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung. Vom Generaldirektor für Prävention im italienischen Gesundheitsministerium, Gianni Rezza, gibt es den Aufruf zur „äußersten Vorsicht bei großen Veranstaltungen“. Man könne niemandem den Besuch des Konzerts verbieten, sagte indessen der Präsident der Ärztekammer der Provinz Rom, Antonio Magi, dem zufolge es aber ratsam sei, eine „FFP2-Maske zu tragen, die eine Ansteckung in einer Risikosituation verhindern kann“.

„Echter Grund zur Sorge“

Geht es nach Nino Cartabellotta von der gemeinnützigen GIMBE-Stiftung, ist die laufende Omikron-BA.5-Welle hingegen ein „echter Grund zur Sorge“. Während sich italienische Städte auf Sommerkonzerte und -festivals vorbereiten, stellen auch weitere Gesundheitsexperten in Italien zunehmend infrage, ob solche Veranstaltungen angesichts des hohen Übertragungsrisikos überhaupt stattfinden sollten. Führende Virologen fordern demnach von Italiens Regierung auch immer lauter, große Veranstaltungen wieder zu verschieben.