Boote an ausgetrocknetem Fluss in Spanien
AP/Sergio Azenha
Um 46 Grad

Extreme Hitze in Spanien und Portugal

Die Hitze in Europa hat nur eine kurze Pause eingelegt. In Spanien und Portugal ist es schon wieder rekordverdächtig heiß. Ausgehend von der Iberischen Halbinsel breitet sich die Hitze Ende dieser Woche über Westeuropa langsam nach Mitteleuropa aus, in Österreich wird es wahrscheinlich nächste Woche sehr heiß.

Seit Mitte letzter Woche stöhnen Spanien und Portugal unter einer neuen Hitzewelle. Am Wochenende wurden in beiden Ländern schon Temperaturen von stellenweise 43 Grad gemessen, so etwa am Sonntag in der portugiesischen Kleinstadt Portel. Die Hitze steigert sich diese Woche weiter.

Die aktuelle Wetterlage erinnert an jene im Juni, als Spanien die schlimmste Juni-Hitzewelle seit 1950 erlebte. Wieder hat sich ein Tief vor der Küste Portugals gebildet, das auf seiner Vorderseite heiße Wüstenluft aus der Sahara nach Norden schaufelt. Die Luft heizt sich auf der Iberischen Halbinsel unter der starken Sonneneinstrahlung weiter auf.

Niedriger Wasserstand von Fluss in Spanien
AP/Sergio Azenha
Der Wasserstand des Flusses Zezere in Zentralportugal ist erschreckend niedrig

Rekorde in Reichweite

44,3 Grad in Andujar in Andalusien waren im Juni der Höhepunkt der Hitzewelle. Diese Woche droht es, noch heißer zu werden. Ab Donnerstag sind in Spanien und Portugal Temperaturen um 46 Grad möglich. Damit geraten die nationalen Hitzerekorde ins Wanken. Die portugiesische Extremtemperatur liegt bei 47,3 Grad und wurde am 1. August 2003 in Amareleja gemessen. Die bisher höchste Temperatur in Spanien liegt bei 47,4 Grad in Montoro und wurde erst letztes Jahr am 15. August aufgestellt.

Selbst die Nächte bieten kaum Erholung auf der Iberischen Halbinsel, vielerorts stehen Tropennächte (Minimum über 20 Grad) bevor, und in manchen Gegenden sinken die Temperaturen nicht unter 25 Grad. Für Mensch und Tier eine extreme Belastung.

Löschflugzeug während Waldbrand in Portugal
www.picturedesk.com/Patricia De Melo Moreira
Die anhaltende Dürre verschärft die Waldbrandgefahr

Für viele Distrikte in Portugal und auch für die meisten Regionen in Spanien gelten entsprechende Hitzewarnungen der Behörden. Ausgenommen davon sind vorerst die Küsten, denn am Meer sorgt der Seewind für halbwegs erträgliche Temperaturen. So steigt die Temperatur an der Algarve und im Raum Malaga nur leicht über 30 Grad.

Waldbrände durch extreme Trockenheit

Regen ist weit und breit nicht in Sicht, die Hitzewelle geht auf der Iberischen Halbinsel auch noch kommende Woche weiter. Damit steigt die Waldbrandgefahr, denn die Sonne trocknet die Böden weiter aus. Schon eine unachtsam weggeworfene Zigarette kann verheerende Folgen haben. Eine wissenschaftliche Studie hat unlängst festgestellt, dass die Iberische Halbinsel ihre schlimmste Trockenheit seit 1.200 Jahren erlebt.

Feuerwehr löscht Waldbrand in Portugal
www.picturedesk.com/Patricia De Melo Moreira
Seit einigen Tagen brennt es im Zentrum und Norden Portugals vielerorts

Extremwetter

Einzelne Extremereignisse lassen sich nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Zwar konnte die portugiesische Feuerwehr am Montag zwei der größten Wald- und Buschbrände, die seit mehreren Tagen in Zentralportugal wüteten, eindämmen. Doch immer noch seien über 30 Brände im ganzen Land aktiv, teilte der Zivilschutz am Montag mit. Nach verschiedenen Schätzungen wurden in den vergangenen Tagen zwischen 2.000 und 3.000 Hektar Wald zerstört.

Bei der Hitzewelle im Juni verbrannten im Gebirgszug Sierra de la Culebra im Nordwesten Spaniens 30.000 Hektar Land, es war das größte Feuer in der Geschichte der Region Kastilien und Leon. Spanien und Portugal wurden auch in den letzten Jahren immer wieder von verheerenden Waldbränden heimgesucht. 2017 kamen bei Waldbränden in Portugal in der Nähe von Coimbra über 60 Menschen ums Leben, viele verbrannten auf der Flucht in ihren Fahrzeugen.

Hitze breitet sich aus

Die Hitze breitet sich in der zweiten Wochenhälfte auch nach Frankreich und Italien aus, auch dort sind dann wieder 40 Grad zu erwarten. Kommende Woche strömt die extrem heiße Luft auch nach Mitteleuropa, dann sind auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich Werte über 35 Grad zu erwarten. Ob auch die 40-Grad-Marke in Mitteleuropa gebrochen wird, lässt sich derzeit aber noch nicht sagen.

Die relativ kühle Wetterphase, in der Österreich seit mittlerweile fünf Tagen steckt, geht zu Ende. In den nächsten Tagen wird es sonniger und wärmer, ab Mittwoch kehrt überall der Sommer zurück. Der heißeste Tag dieser Woche wird der Donnerstag mit bis zu 34 oder 35 Grad, tags darauf sorgen ein paar Regenschauer und Gewitter für einen kleinen Dämpfer.

Menschen an einem Wasserspender in Lissabon
AP/Armando Franca
Auf regelmäßige Abkühlungen sollte geachtet werden

Akut- und langfristige Folgen für Gesundheit

Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 2.566 Menschen wegen Akutfolgen durch Hitze oder intensive Sonneneinstrahlung ärztlich behandelt. Das gab die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) am Montag bekannt. Neun von zehn dieser Patienten hatten einen Sonnenstich, also eine Hirnhautentzündung, die durch längere, intensive Sonneneinstrahlung entsteht. Die häufigsten Symptome sind starke Kopfschmerzen, Fieber, Erbrechen und Nackensteifigkeit.

In Österreich gibt es immer mehr Hitzetage. Im Sommer 2021 wurden bundesweit durchschnittlich 18 Tage mit über 30 Grad Celsius gemessen. In Wien, Graz und Eisenstadt waren es sogar 24. „Hitzebelastung und -erschöpfung werden oft unterschätzt“, sagte ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer. Erkrankungen wie Sonnenstiche, -brände und -allergien könnten langfristige Auswirkungen haben.