Ein ausgetrocknetes Feld
APA/Helmut Fohringer
Klimakrise

Vor neuer Hitzewelle mit mehr als 35 Grad

Bei 40,5 Grad liegt der österreichische Hitzerekord. Er hält schon neun Jahre lang, in Zeiten der Klimakrise fast eine Ewigkeit. Die Fachleute sind sich einig, dass der Rekord eher früher als später gebrochen wird, denn das Hitzepotenzial steigt durch die Erderwärmung stetig. Nächste Woche überrollt voraussichtlich eine Hitzewelle Österreich, und die Temperaturen könnten dem Höchstwert nahekommen.

Das erste Mal seit Beginn der Messungen, die ins Jahr 1776 zurückreichen, wurden hierzulande am 8. August 2013 über 40 Grad gemessen. Exakt 40,5 Grad zeigte das Thermometer in Bad Deutsch-Altenburg im Bezirk Bruck an der Leitha (Niederösterreich). Die Hitzewelle fiel mitten in die Hundstage und stellte alles Bisherige in den Schatten. Eine Woche lang hatte sich ein Hoch über Österreich festgesetzt und subtropisch heiße Luft die Böden ausgetrocknet.

Die Erde heizt sich rasant auf, Hitzewellen nehmen zu und intensivieren sich. Jedes Kilogramm Kohlendioxid (CO2), das die Menschen mehr in die Luft blasen, heizt die Erde weiter auf. Und das für viele Jahre.

„Hitzepotenzial“ bei 42 Grad

Der österreichische Höchstwert wird eher früher als später nach oben geschraubt, sagt auch Marc Olefs, Leiter der Klimaabteilung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Das österreichische Hitzepotenzial liegt derzeit bei etwa 42 Grad“, schätzt der Klimaforscher. Unter dem Hitzepotenzial versteht er die maximal mögliche Temperatur, welche sich durch die Überlagerung der Klimaerwärmung und einer entsprechenden extremen Wetterlage ergeben kann. Derzeit liege die Erwärmungsrate bei 0,5 Grad pro Jahrzehnt.

Nächste Woche extrem heiß

Spanien und Portugal stöhnen schon dieser Tage unter einer rekordverdächtigen Hitzewelle mit Temperaturen weit über 40 Grad. Ende der Woche stößt die Blase mit der enorm heißen Luft nach Frankreich vor, nächste Woche gelangt sie nach Mitteleuropa und damit auch nach Österreich.

Vermutlich wird der Dienstag im Westen schon brütend heiß, und ab Mittwoch wird es auch im Osten extrem. Die Wettermodelle zeigen derzeit Temperaturen über 35 Grad. Ob die Werte auch nahe 40 Grad reichen, ist noch unsicher. Damit lässt sich auch noch nicht sagen, ob der Höchstwert ins Wanken gerät.

Bad Deutsch Altenburg
Daniel Schrott
Die Wetterstation in Bad Deutsch-Altenburg

Bis zu 34 Grad am Donnerstag

Aber schon diese Woche wird es vorübergehend heiß in Österreich, am Donnerstag sind verbreitet Temperaturen von 30 bis 34 Grad zu erwarten. Am Freitag sorgen dann ein paar Regenschauer und Gewitter wieder für etwas Abkühlung.

Hitze als Gefahr

Hitze bedeutet für viele Menschen Badewetter. Hitze ist aber gerade für schwache und alte Menschen auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Wie die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) am Montag bekanntgab, wurden im vergangenen Jahr in Österreich 2.566 Menschen wegen Akutfolgen durch Hitze bzw. intensive Sonneneinstrahlung ärztlich behandelt.

Extrem hohe Temperaturen gelten schon als die tödlichste Naturgefahr in Österreich, sagt Marc Olefs. In vier der letzten zehn Jahre sind mehr Menschen in Zusammenhang mit Hitze als im Verkehr ums Leben gekommen.

Die bisher höchste Temperatur heuer in Österreich liegt bei 36,7 Grad und wurde auch in Bad Deutsch-Altenburg verzeichnet. Damit ist Österreich bisher noch „glimpflich“ davongekommen, denn in den Nachbarländern war es schon heißer. In der Slowakei und in Tschechien wurden im Juni 39 Grad, in Ungarn sogar knapp 40 Grad gemessen.

Viele Rekorde in Europa in letzten Jahren

Dass in Österreich der Hitzerekord nun schon neun Jahre Bestand hat, fällt wohl in die Kategorie Zufall. Denn in den letzten Jahren haben zahlreiche Länder in unserer Umgebung ihre Extremwerte nach oben geschraubt, besonders im Sommer 2019 im Zuge von schweren Hitzewellen über Westeuropa.

In Frankreich wurden damals im Juni unvorstellbare 46,0 Grad in Verargues gemessen. Im Juli waren dann an einem einzigen Tag Belgien (41,8 Grad in Begijnendijk), Deutschland (41,2 Grad in Duisburg), Luxemburg (40,8 Grad in Steinsel), Großbritannien (38,7 Grad in Cambridge) und die Niederlande (40,7 Grad in Gilze Rijen) an der Reihe.

Es ist jedenfalls bemerkenswert, dass der Hitzerekord in den Niederlanden und Belgien nun höher ist als in Österreich, obwohl beide Länder nördlicher liegen und ein maritimes und damit kühleres Klima aufweisen.

Syrakus
Daniel Schrott
An dieser Wetterstation in Syrakus (Sizilien) wurden vor zwei Jahren 48,8 Grad gemessen

48,8 Grad in Sizilien

Im Mittelmeer-Raum war es im vergangenen Sommer glühend heiß. Im südspanischen Montoro wurden 47,4 Grad gemessen, die bisher höchste Temperatur der Geschichte Spaniens. Doch in dieser Woche gerät dieser Wert im Zuge der Hitzewelle in Spanien womöglich schon wieder ins Wanken.

In Sizilien wurden im letztjährigen August an einer Station des regionalen Wetterdienstes sogar 48,8 Grad gemessen, die höchste jemals in Europa registrierte Temperatur. Ob der Wert auch offiziell anerkannt wird, ist noch Gegenstand von Untersuchungen.

Die Zukunft ist „wie ein Föhn“

Die zunehmende Hitze ist der Fingerabdruck der Klimakrise, Hitzewellen fallen länger und stärker aus. Zahlen belegen, dass auch Österreich davon nicht verschont ist. Denn: „Strömungssysteme verlangsamen sich, wir gelangen öfter in den Einfluss des Subtropenhochs“, so Klimaforscher Olefs. Das bedeute, eine einmal eingespielte Wetterlage wie eine Hitzewelle könne sich länger halten. „So wie ein Haartrockner, der zu lange auf dieselbe Stelle bläst.“

Wann der österreichische Hitzerekord von 40,5 Grad gebrochen wird, lässt sich nicht sagen. Fix ist aber, dass das Potenzial für immer höhere Temperaturen mit jedem Jahr steigt, solange die Menschheit den Verbrauch fossiler Energien nicht radikal einschränkt. In einigen Jahren werden hierzulande Temperaturen über 40 Grad nicht mehr die absolute Ausnahme, sondern die Regel im Sommer.