Walter Rosenkranz
APA/Georg Hochmuth
Hofburg-Wahl

FPÖ schickt Walter Rosenkranz ins Rennen

Nach langem Hin und Her hat sich die FPÖ Dienstagabend auf einen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl festgelegt. Und die Entscheidung fiel durchaus überraschend aus, wird die Partei doch Walter Rosenkranz ins Rennen schicken. Den ehemaligen Klubobmann und nunmehrigen Volksanwalt hatte zuletzt kaum jemand auf der Rechnung.

45 Minuten dauerte Dienstagabend laut offizieller Aussendung die Sitzung des FPÖ-Bundesparteipräsidiums. „Alle Teilnehmer der Sitzung haben sich zu Wort gemeldet und ein einstimmiges Votum zugunsten von Dr. Walter Rosenkranz abgegeben. Wir freuen uns auf den Wahlkampf“, wird Bundesparteiobmann Herbert Kickl in der Aussendung zitiert.

Der 59-jährige Rosenkranz zählte jedenfalls ganz und gar nicht zum Favoritenkreis im ohnehin schwierigen Rennen gegen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen. Genannt worden waren im Vorfeld etwa Verfassungssprecherin Susanne Fürst – laut Kickl eine „ganz heiße Aktie“ – und zuletzt auch Petra Steger, Nationalratsabgeordnete und Tochter des freiheitlichen Urgesteins Norbert Steger. Auch „Krone“-Kolumnist und Anwalt Tassilo Wallentin war im Gespräch. Er soll sich aber laut oe24.at selbst aus dem Rennen zurückgezogen haben und nun eine eigene, unabhängige Kandidatur überlegen.

Präsentation am Mittwoch

Offiziell präsentiert werden soll Rosenkranz am Mittwoch. Der niederösterreichische Jurist – der am 29. Juli 60 Jahre alt wird – war von 2008 bis 2019 Nationalratsabgeordneter und von 2017 bis 2019 geschäftsführender Klubobmann der FPÖ. Außerdem war er von 2013 bis 2019 Landesparteiobmann der FPÖ Niederösterreich. Seit 1. Juli 2019 ist er Volksanwalt.

Der Kremser ist übrigens nicht verwandt mit Barbara Rosenkranz, die 2010 als Hofburg-Kandidatin der FPÖ antrat und damals 15,24 Prozent holte, das bisher schwächste Ergebnis der nunmehr sechs freiheitlichen Bewerber.

Helma Poschner aus der FPÖ-Zentrale

Walter Rosenkranz war nicht an vorderster Stelle gehandelt worden – warum ist die Entscheidung auf ihn gefallen? Helma Poschner berichtet.

Schwierige Voraussetzungen

Leicht dürfte es aber auch der nunmehrige FPÖ-Kandidat nicht haben. Zum einen sitzt Van der Bellen recht fest im Sattel. Zum anderen wollen zumindest zwei weitere Kandidaten antreten, deren Programm inhaltlich den freiheitlichen Standpunkten ähnelt: So wettert etwa der ehemalige BZÖ-Politiker Gerald Grosz ebenso gegen CoV-Maßnahmen und die Sanktionspolitik gegen Russland wie auch der Chef der impfkritischen Liste MFG, Michael Brunner.

Nicht einfach wird es sein, dem Ergebnis des letzten Präsidentschaftskandidaten der FPÖ, Norbert Hofer, auch nur nahe zu kommen. Dieser erreichte 2016 im ersten Wahlgang 35,05 Prozent, in der Stichwahl 46,21 Prozent. Rosenkranz ist in der Partei zwar weitgehend unumstritten. Dennoch bezweifelten mehrere – sichtlich überraschte – Freiheitliche, ob er der richtige Kandidat sei.

Stainer-Hämmerle sieht „Signal an gemäßigte Wähler“

Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle sah im ZIB2-Interview durchaus Parallelen zwischen Rosenkranz und Hofer. Wie auch Hofer als Dritter Nationalratspräsident habe Rosenkranz als Volksanwalt eine überparteiliche Funktion inne. Das sei „ein starkes Signal an gemäßigte Wähler“. Er könne der FPÖ durchaus ein „achtbares Ergebnis“ bringen, so Stainer-Hämmerle.

Politologin Stainer-Hämmerle: „Starkes Signal an gemäßigte Wähler“

Das FPÖ-Bundesparteipräsidium hat Volksanwalt Walter Rosenkranz am Abend zum freiheitlichen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl nominiert. Dazu eine Analyse von Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle.

Laut der Politikwissenschaftlerin hat die FPÖ im Hofburg-Wahlkampf aber „noch ein zweites Kalkül, sie möchte Themen setzen, also einen Vorwahlkampf vielleicht für die kommende Nationalratswahl schlagen“. Die Person sei da weniger entscheidend als die Themen, die im Wahlkampf diskutiert werden. Die FPÖ werde „sicher darauf achten, dass es hauptsächlich um die Pandemie geht, um die Teuerung, um die Sanktionen gegen Russland etwa oder auch natürlich um die Migration“.