Experte Lehne erwartet keinen EU-weiten Preisdeckel

Der EU-Experte von der Carnegie-Stiftung und ehemalige Spitzendiplomat Stefan Lehne erwartet eine gemeinsame Energiebeschaffung durch die EU, ist aber weniger optimistisch, dass es auch zu einem europäischen Preisdeckel kommt. Es gebe kontroversielle Diskussionen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, was Markt und staatliches Eingreifen betreffe, sagte Lehne gestern in der ZIB2.

Auf die Frage, ob es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gelingen werde, die gemeinsame Front der EU-Staaten aufzubrechen, sagte Lehne, bisher sei die Europäische Union „relativ gut auf Kurs geblieben“. Je länger der Krieg dauere, desto höher werde aber auch der Stress für die Europäer. Die EU-Staaten seien auch darin gespalten, ob es eine baldige Verhandlungslösung zur Beendigung des Krieges geben soll.

EU-Experte Lehne zu Energiekrise und Solidarität

Die Energiepreise steigen, der Druck auf die Politik auch. Momentan werden verschiedene Maßnahmen zur Entlastung der Bevölkerung diskutiert. Dazu zählt auch das gemeinsame Handeln der EU-Mitgliedsstaaten in der Energiekrise. Zu Gast im Studio ist der langjährige Spitzendiplomat und EU-Experte Stefan Lehne.

„Mühen der Ebene“

Das sechste Sanktionspaket der EU sei schwieriger zu beschließen gewesen als das erste. „Kollateralschäden“ wie die steigende Inflation und die Nahrungsmittelkrise hätten zugenommen, und in den EU-Staaten würden die Spannungen wachsen. „Wir sind in den Mühen der Ebene“, so Lehne.

Die EU habe nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine rasch mit Sanktionen gegen Moskau reagieren müssen. Man könne nicht den Anspruch haben, dass alles perfekt gelungen sei. Lehne rechnet mit einem langen Prozess zum Nachschärfen und Abfedern der Sanktionen, ein Ende des Krieges sei nicht in Sicht.