Walter Rosenkranz
APA/Tobias Steinmaurer
Hofburg-Wahl

Rosenkranz will Österreich „zurückholen“

Nach der Entscheidung der FPÖ von Dienstagabend, Walter Rosenkranz ins Rennen um die Hofburg zu schicken, haben er und Parteichef Herbert Kickl am Mittwoch die ersten Eckpunkte der Kandidatur skizziert. Das Motto des Wahlkampfs lautet: „Holen wir uns unser Österreich zurück“.

Rosenkranz begann seine Ansprache mit einem Zitat aus Franz Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“: „Es ist ein gutes Land, wohl wert, daß sich ein Fürst sein unterwinde!“ Er habe großen Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten, er trete an, um all jenen ein Angebot zu liefern, die an den „Entwicklungen der letzten Jahre“ gelitten hätten.

Er wolle „Freiheit“, „Wohlstand“ und „Neutralität“ zurückholen, der Regierung warf er vor, diese Werte leichtfertig aus der Hand gegeben zu haben. Er bezog sich damit auf die CoV-Maßnahmen, den überbordenden Anstieg der Preise und die Haltung im Ukraine-Krieg.

„Es sind besondere Zeiten, die wir erleben“, sagte Rosenkranz in Bezug auf diese diversen Krisen, die zunehmend Ängste in der Bevölkerung auslösten, und die seiner Meinung nach täglich enttäuschende Politik. Die Zeiten, wo man auf eine bessere Zukunft hoffen konnte, seien vorbei.

Walter Rosenkranz und FPÖ-Chef Herbert Kickl
APA/Tobias Steinmaurer
Rosenkranz und Kickl eröffneten im Wiener DC Tower den Hofburg-Wahlkampf der FPÖ

„Sündenfall“ der Regierung

Die Bundesregierung habe Österreich in einen Wirtschaftskrieg hineingezogen und diesen auch angeheizt, neutralitätspolitisch sei dies „ein unheimlicher Sündenfall“. Das sei etwas, das er „als Bundespräsident niemals durchgehen lassen würde“.

An seiner geplanten Vorgehensweise ließ er keinen Zweifel: Er wolle es zunächst auf Gesprächsbasis versuchen, aber in letzter Konsequenz habe er auch die Möglichkeit, die Regierung zu entlassen sowie den Nationalrat aufzulösen und damit für Neuwahlen zu sorgen.

Kein Hehl machte Rosenkranz auch aus seiner EU-Skepsis: Zwar sei die europäische Zusammenarbeit ein Friedensprojekt, aber es gebe Luft nach oben. „Bisher konnte ich mit der EU leben“, meinte er, er hätte aber gerne eine stärkere österreichische Komponente dabei.

Strikte Trennung zu Amt als Volksanwalt

Er bewerbe sich als Kandidat der FPÖ, betonte Rosenkranz, Volksanwalt wolle er dabei aber bleiben – mit strikter Trennung zwischen den beiden Funktionen. Er bedankte sich bei Kickl für das Vertrauen, zollte aber auch der lange als FPÖ-Favoritin gehandelten Susanne Fürst Respekt. Auch Kickl tat das, merkte aber an, dass es gerade Fürst gewesen sei, die im Gespräch zu dritt das Ausmaß der politischen Erfahrung von Rosenkranz als Argument für dessen Kandidatur ins Spiel gebracht habe.

Erstes Statement von FPÖ-Hofburg-Kandidat Rosenkranz

FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz hat sich am Mittwoch in seiner neuen Rolle erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Keinen Zweifel ließ der amtierende Volksanwalt, dass er die Linie von Parteichef Herbert Kickl etwa gegen die CoV-Politik mittragen will.

Auf seine Ziele angesprochen nannte Rosenkranz die Hoffnung, es in eine Stichwahl gegen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen zu schaffen und in dieser 50 Prozent plus eine Stimme als Minimum zu erreichen.

„Schulterschluss mit betroffener Bürgerschaft“

Seine Kandidatur begründete er auch damit, als amtierender Volksanwalt schon bisher den „Schulterschluss mit der betroffenen Bürgerschaft“ gesucht zu haben. Das werde er auch weiter so handhaben. Rosenkranz versicherte, keinen „Brutalowahlkampf“ zu führen, aber auch keinen „Jux- oder Spaßwahlkampf“.

Kickl zeigte sich von seiner Entscheidung tief überzeugt. Rosenkranz sei ein Bürgerlicher, eine starke Persönlichkeit, ein hervorragender Jurist und leidenschaftlicher Parlamentarier, lobte er seinen Kandidaten. Zudem sei er der ideale Kandidat für jene, „die eine ernst zu nehmende, schlagkräftige und nachhaltige Alternative zum Amtsinhaber suchen“. Und: „Lieber Walter, du bist im besten politischen Alter.“

Walter Rosenkranz und Bundespräsident Alexander Van der Bellen
APA/Herbert Neubauer
Rosenkranz hofft, gegen Van der Bellen in eine Stichwahl zu kommen

Lange politische Erfahrung

Der niederösterreichische Jurist Rosenkranz – der am 29. Juli 60 Jahre alt wird – war von 2008 bis 2019 Nationalratsabgeordneter und von 2017 bis 2019 geschäftsführender Klubobmann der FPÖ. Außerdem war er von 2013 bis 2019 Landesparteiobmann der FPÖ Niederösterreich. Seit 1. Juli 2019 ist er Volksanwalt. Der Kremser ist übrigens nicht verwandt mit Barbara Rosenkranz, die 2010 als Hofburg-Kandidatin der FPÖ antrat und damals 15,24 Prozent holte, das bisher schwächste Ergebnis der nunmehr sechs freiheitlichen Bewerber.

Bürger (ORF) zur Rosenkranz-Kandidatur

Hans Bürger kommentiert die Kür des freiheitlichen Volksanwalts Walter Rosenkranz zum Bundespräsidentschaftsherausforderer von Amtsinhaber Van der Bellen.

Leicht dürfte es aber auch der nunmehrige FPÖ-Kandidat nicht haben. Zum einen sitzt Amtsinhaber Alexander Van der Bellen recht fest im Sattel. Zum anderen wollen zumindest zwei weitere Kandidaten antreten, deren Programm inhaltlich den freiheitlichen Standpunkten ähnelt: So wettert etwa der ehemalige BZÖ-Politiker Gerald Grosz ebenso gegen CoV-Maßnahmen und die Sanktionspolitik gegen Russland wie auch der Chef der impfkritischen Liste MFG, Michael Brunner.